SPUREN UND GEISTER
Eine Koproduktion mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt
Teil 1: Thomas Köck »und alle tiere rufen: dieser titel rettet die welt auch nicht mehr (monkey gone to heaven). ein requiemmanifesto of extinction« / Teil 2: Georg Friedrich Händel »La Bellezza ravveduta nel trionfo del Tempo e del Disinganno. Oratorio in due parti«
Der Text von Thomas Köck ist eigentlich kein Theaterstück, sondern ein Wut- und Aufschrei über das Verschwinden der Arten. In einem schmerzhaften Strom der Erinnerung werden die Lebewesen wieder beschworen, die durch Schuld des Menschen die Welt verlassen mussten. Der grenzenlose Fortschrittsglaube kulminiert in einem Wirtschaftssystem, das unsere Existenz und damit sich selbst unwiederbringlich zerstört.
Händel komponierte das Oratorium 1707 in Italien. Es ist ein Werk über Schönheit und Vergänglichkeit; über das Leben im Hier und Jetzt in Luxus und grenzenlosem Genuss einerseits und der Konfrontation mit Vergänglichkeit, Tod und Verfall andererseits. Ein Oratorium reich an schönster und virtuoser Musik. Der Kampf zwischen »carpe diem« und »memento mori« inspirierte den jungen Komponisten zu seinen schönsten Arien und Musikstücken.
Bei Händel triumphieren die Zeit und die Erkenntnis. Thomas Köck berichtet vom Triumph des Vergnügens und dem damit verbundenen apokalyptischen Ende der Welt.
Nach der Kammeroper »Pimpinone oder Die ungleiche Heirat« (Georg Philipp Telemann), der szenischen Aufführung von »Stabat Mater« (Giovanni Battista Pergolesi) auf dem Dach der AUDI-Entwicklung und der Kinderoper »Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor« (Martin Baltscheit) ist diese Produktion die vierte und herausforderndste Kooperation zwischen Stadttheater und GKO Ingolstadt.
Um 18:30 Uhr findet vor jeder Vorstellung eine Einführung im Foyer des Großen Hauses statt.
Das Stück dauert 240 Minuten inklusive 2 Pausen.
mit: Paula Gendrisch, Sebastian Kremkow, Sarah Schulze-Tenberge, Amélie Hug, Mira Fajfer, Marianna Herzig (Bellezza), Dana Marbach (Bellezza), Elif Aytekin (Piacere), Tehila Nini Goldstein (Piacere), Ludwig Obst (Tempo), Francisco Fernández-Rueda (Tempo), Constantin Zimmermann (Disinganno), Joel Vuik (Disinganno)
- Regie
- Knut Weber
- Musikalische Leitung, Arrangements
- Malte Preuss , Ariel Zuckermann , Rotem Nir
- Ausstattung
- Susanne Hiller
- Video
- Stefano Di Buduo
- Choreografie
- David Williams
- Dramaturgie
- Clara Bender , Isabel Ilfrich
- Regieassistenz
- Despina Rhaue
- Inspizienz
- Annette Reisser
- Soufflage
- Ulrike Deschler
- Theatervermittlung
- Katharina Wüstling
»Mit der sinnlichen, emotionalen Kraft von Musiktheater, mit der wunderschönen Musik eines Oratoriums von Georg Friedrich Händel von 1707, eingebettet in die Perspektive eines zeitgenössischen Textes über das Artensterben von Thomas Köck, gelingt ein großartig weiter Blick auf die Situation der Menschheit im 21. Jahrhundert. Mahnend aufrüttelnd und gleichzeitig von berückend sinnlicher Schönheit.«
Die ganze Kritik des Kulturkanals als Hörbeitrag finden Sie hier.
»Wer auf einer Bühne steht und redet, befindet sich in einem Drama – völlig egal, was er sagt. Und so ungefähr verhält es sich auch mit dieser ungewöhnlichen Saisoneröffnung des Stadttheaters Ingolstadt unter dem Titel ›Spuren und Geister‹ im Großen Haus, klug und fesselnd inszeniert vom Intendanten Knut Weber. [...] Köcks Text wirkt sogartig. Es geht um die Verfehlung des Kapitalismus, diese Lebensform, die die Untugend der grenzenlosen Gier zum Idealbild erhebt. […] Das Stück entwickelt dann doch noch utopisches Potential. ›Es braucht ein anderes Zeitverständnis‹, heißt es da. Eine Weltordnung, die von der Zukunft aus gedacht ist. [...] Bestimmend in diesem zweiten Teil des Abends ist [...] die Musik. Ariel Zuckermann leitet das Georgische Kammerorchester, das hier kaum je wie ein Opernorchester agiert, sondern viel besser mit der feinmechanischen Präzision eines Konzertorchesters.«
»Ein grandioser Abend, der nach einer Fortsetzung der Kooperation zwischen den beiden Kulturgrößen des Ortes, dem Stadttheater und dem Orchester, verlangt.«
»Die [...] zweiteilige Koproduktion mit dem Georgischen Kammerorchester unter der Leitung von Ariel Zuckermann setzt ein Ausrufezeichen. [...] Die Bühne (Ausstattung: Susanne Hiller) eine Wüstenlandschaft, die sich durch die überwältigenden Video-Projektionen von Stefano Di Buduo ein ums andere Mal wandelt, herrliche Kostüme, eine reduzierte, konzentrierte Choreografie (David Williams), die die vier Darsteller aus Teil eins immer wieder mit den vier Sängerinnen und Sängern Dana Marbach, Tehila Nini Goldstein, Francisco Fernandez-Rueda und Constantin Zimmermann in Verbindung bringt, den krassen Kontrast zwischen dem rezitierten Requiem-Manifest Köcks und dem allegorischen Händel-Oratorium mal unterstreicht und mal völlig vergessen lässt. Die Georgier [...] schaffen den Sängerinnen und Sängern vorzüglich Raum für packende Vorträge, immer wieder gibt es Zwischenapplaus. [...] Theater [...], wie es schon immer gewesen sein sollte: gewagt, wild, wortstark und bildreich, mitreißend und erschütternd [...].«
»Danke für diesen grandiosen Auftakt der Neuen Spielzeit. So etwas habe ich noch nie erlebt. Danke Knut für dieses Stück. Bravo an das GKO und die fantastischen Sänger. Gegenwart trifft Klassik und mit den guten sehr feinen Choreographie von David Williams etwas sehr harmonisches. Gänsehaut pur.«
»Durchwegs zu loben sind für ihre guten Stimmen und darstellerischen Leistungen, mit einem Extra-Lob für die sehr gute Sopranistin Marianna Herzig als Bellezza, Elif Aytekin als Piacere, Ludwig Obst als Tempo und Joël Vuik als Disinganno.«