Marathon-Lesung
zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa
Am 8. Mai 2025 lädt die Stadt gemeinsam mit dem Stadttheater Ingolstadt zu einer besonderen Marathon-Lesung ein, um den 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zu würdigen. In einer partizipativen Lesung wird Erich Kästners (1899-1974) „Das Blaue Buch“ zu Gehör gebracht – ein Werk, das nicht nur die dunklen Jahre des Zweiten Weltkriegs dokumentiert, sondern auch den unerschütterlichen Willen zur Erinnerung und zum Widerstand gegen die Diktatur widerspiegelt. Das Werk wird im Kontext dieser Spielzeit präsentiert, in der das Stadttheater Ingolstadt bereits Kästners „Die Konferenz der Tiere“ und die Romanadaption „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ zeigte. Mit Erich Kästner wird auch ein Autor gewählt, für den das Theater seit seiner Kindheit eine große Rolle spielte: mit acht Jahren war er zum ersten Mal Zuschauer und später arbeitete er als Theaterrezensent, schrieb für das Kabarett, adaptierte seine Kinderbücher, wie „Emil und die Detektive“ und erschuf eigene Theatertexte.
„Das Blaue Buch“ entstand in einer Zeit, in der der Autor ab 1933 von den Nationalsozialisten als Schriftsteller verfemt wurde. In der Folge führte Kästner ein geheimes Tagebuch, das er in einem unscheinbaren blauen Buch festhielt – versteckt zwischen den vielen anderen Bänden seiner Bibliothek. Vom Jahr 1941 bis zum Ende des Krieges schrieb er darin seine Erlebnisse nieder: Er berichtete von den Grauen der Front, von Heeresberichten und Massenexekutionen, aber auch von den Witzen über die NS-Führung, die zunehmend nur noch hinter vorgehaltener Hand erzählt wurden. Kästner dokumentierte seinen Alltag, der von Stromsperren und Bombenangriffen geprägt war, bis hin zur bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 und den dramatischen Ereignissen der Nachkriegszeit. „Das Blaue Buch“ ist ein Zeitzeugnis und ein Versuch des Autors, die Mechanismen und unbegreifbaren Schrecken dieser Zeit zu verstehen.
Im Rahmen dieser Marathon-Lesung wird „Das Blaue Buch“ nicht nur vorgetragen, sondern es wird zu einer gemeinschaftlichen Erfahrung. Menschen aus der Stadtgesellschaft sind eingeladen, sich aktiv zu beteiligen, indem sie in 15-minütigen Abschnitten ausgewählte Passagen aus dem Werk vorlesen – Anmeldungen unter info.theater@ingolstadt.de. Dies ermöglicht allen Teilnehmenden, an diesem Erinnerungsprozesses aktiv mitzuwirken. Die Stadt Ingolstadt und das Stadttheater Ingolstadt möchte mit dieser Lesung dazu anregen, sich intensiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und gleichzeitig den Blick in die Zukunft zu richten.
Um 12.00 Uhr wird die Veranstaltung von Oberbürgermeister Dr. Michael Kern und Kulturreferent Marc Grandmontagne eröffnet und Dr. Kern wird den ersten Textabschnitt des „Blauen Buchs“ lesen.