Science Fiction / Science Reality I: Unterschätzte Gefahr
Lecture Performance über Frauenfeindlichkeit im Netz
von Christiane Mudra
Was sind aktuelle Phänomene der digitalen Welt, die unser Zusammenleben auch außerhalb der Welt des Netzes beeinflussen? Und wie funktioniert der Einfluss überhaupt? Wir wollen mit spannenden Künstler*innen und Expert*innen diesen Fragen auf den Grund gehen. Die Autorin, Regisseurin, Schauspielerin und Gründerin von investigative theater Christiane Mudra nimmt das Publikum in ihrer Lecture Performance mit in die Welt der Incels. Der Begriff steht im Englischen für involuntary celibates, zu Deutsch unfreiwillig im Zölibat lebend. Er beschreibt eine Internet-Subkultur heterosexueller Männer, die nach Eigenaussage unfreiwillig keine Beziehung haben. Verbunden damit sind männliche Dominanzansprüche, Angst vor weiblicher Autonomie sowie Bestrafungsfantasien bis hin zu Attentaten und ihrer Inszenierung in der digitalen Öffentlichkeit. Während frauenfeindliche Inhalte auf digitalen Plattformen zunehmen, sind die Straftaten gegen Frauen und Mädchen auch in Deutschland angestiegen, wie das BKA-Lagebild 2024 zeigt.
Christiane Mudra ist Autorin, Regisseurin, Schauspielerin und Gründerin von investigative theater. Sie lebt in Berlin und München. Kern ihrer Theaterproduktionen ist die journalistische Langzeitrecherche zu politischen Inhalten. Schwerpunktthemen sind unter anderem Rechtsextremismus, Antisemitismus, Big Tech, Verschwörungsideologien und Misogynie. Seit vielen Jahren arbeitet sie mit digitalen Mitteln und interaktiven Formaten, oft außerhalb klassischer Bühnenräume.
In München und Berlin waren zuletzt zu sehen: „The Holy Bitch Project“ über häusliche, sexualisierte und digitale Gewalt gegen Frauen, „Selfie & Ich“, ein Abend über psychische Erkrankungen in der Leistungsgesellschaft, „Hotel Utopia“, ein interaktives Gesellschaftsspiel über den Wert von Pässen im Tower des Flughafens Tempelhof sowie Xploit:s, ein interviewbasiertes Stück über Arbeitsausbeutung im ehemaligen Kaufhaus am Stachus. Im März 2024 wurde mit BETA ihre erste Musiktheaterproduktion über die demokratiegefährdende Macht von Big Tech in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt.
Sie war Artist in Residence bei der Biennale di Venezia und inszenierte in Brasilien. Ihr Film The „Holy Bitch Project“ lief 2023 auf dem NYC Independent Film Festival. Christiane Mudras Recherchen im Themenfeld Rechtsextremismus wurden auch in Sachbüchern und Podcasts, zum Beispiel in der Reihe „Terrorismus – Strategie des Schreckens“ der Bundeszentrale für Politische Bildung publiziert. investigativetheater.com