Das Tagebuch der Anne Frank
Staatstheater Augsburg
Monooper in zwei Teilen von Grigori Frid • Libretto von Grigori Frid • Nach »Das Tagebuch der Anne Frank«, herausgegeben von Otto Frank • aus dem Russischen von Ulrike Patow • in deutscher Sprache
Im Anschluss an die Vorstellung findet im Foyer ein Publikumsgespräch mit dem Produktionsteam statt, moderiert von Friederike Engel (Künstlerische Leiterin Tafelhalle). Dieses Angebot können Sie im Rahmen Ihres Besuchs gerne kostenfrei nutzen!
Die junge Berliner Regisseurin Nora Bussenius inszeniert diese ca. einstündige Oper, in der Grigori Frid mit lautmalerischer, emotionaler Musik das Leben des jüdischen Mädchens Anne Frank nachzeichnet, das sich mit seiner Familie in einem Amsterdamer Hinterhaus vor den Nationalsozialisten versteckte.
»Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemanden gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein.« So beginnt Annes erster Eintrag in ihrem Tagebuch, das sie vom 12. Juni 1942 bis 1. August 1944 schrieb. In ihm erzählt die 13-Jährige von ihrem alltäglichen Leben – erst von Schule und Freunden, dann von ihrem Leben im geheimen Hinterhaus, in das sich ihre Familie vor den Nationalsozialisten geflüchtet hat. Sie träumt davon, Schriftstellerin zu werden, ihr Tagebuch später zu veröffentlichen. Auf tragische Weise geht ihr Wunsch in Erfüllung: Die Familie wird an die Nationalsozialisten verraten und in das Konzentrationslager Ausschwitz verschleppt. Anne stirbt ein halbes Jahr später in Bergen-Belsen, wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers durch die Alliierten. Ihr im Versteck zurückgebliebenes Tagebuch wird gefunden, ihr Vater, einziger Überlebender der Familie, veröffentlicht es 1947.
Die lautmalerische und emotionale Musik Grigori Frids erweckt das Leben der Anne Frank im Hinterhaus Prinsengracht Nr. 263 vor dem inneren Auge der Zuschauer:innen zum Leben. Dabei schildert die Oper den täglichen Schrecken des Nationalsozialismus durch Annes Augen ebenso plastisch und nah wie ihre alltäglichen Wünsche und Nöte als Jugendliche. Sie erzählt von ihrem unbeugsamen Lebenswillen, ihren tiefgründigen Gedanken, ihrer naiven Freude, ihrer nackten Angst und ihrem Willen, tapfer zu bleiben.
Die junge Berliner Regisseurin Nora Bussenius gibt mit der Inszenierung von Frids Oper ihr Debüt am Staatstheater Augsburg. Ihre musikalischen, fein differenzierten Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet sowie zu renommierten Festivals wie dem Heidelberger Stückemarkt oder den Mühlheimer Theatertagen eingeladen. Ihre Inszenierung von »Das Tagebuch der Anne Frank« wird eine Befragung, wie man das Klischeebild ablegen kann, um sich nicht zu scheuen, die Augen zu öffnen, dem Abgrund zu begegnen und die Kraft der Gedanken neu zu entdecken.
Anne Frank: Olena Sloia
Stimme der Anne Frank: Sarah Maria Grünig
Augsburger Philharmoniker
Musikalische Leitung: Anna Malek
Inszenierung: Nora Bussenius
Bühne & Kostüme: Christin Vahl
Video: Gary Hurst
Licht: Günter Zaworka
Dramaturgie: Sophie Walz
Friederike Engel: »Anne Frank hinter Glas? Ihre Geschichte im Museum? Die eindringliche Inszenierung von Nora Bussenius macht mit jedem Ton deutlich, dass sie hier nicht hingehört. Takt für Takt spielen und singen die virtuosen Musiker*innen das Leben, Lieben und Verzweifeln des jüdischen Mädchens neu in unsere Erinnerung und unsere Magengrube: #niewiederistjetzt.«
»Eine eindrückliche Umkreisung des Charakters von Anne Frank, die ohne falsche Identifikation oder Sentimentalität auskommt. (…) Überhaupt ist dies eine Aufführung der kleinen Zeichen mit großer Wirkung.«
»In diesem Gewitter der Gefühle und Effekte schont sich die Hauptdarstellerin mit keinem Wimpernschlag. Olena Sloia setzt alle Muskeln ihrer Stimme und ihrer Seele in Bewegung, sie bangt, lacht, schreit, rezitiert und nagelt Spitzentöne in die Luft und spielt sich tief in die Rolle.«