Das ist Esther (13+)
von Christiane Richers • Klassenzimmerstück
Ab 13 Jahren
Die Klasse wartet auf den Besuch einer Holocaust-Überlebenden, doch Esther Bauer verspätet sich. Stattdessen betritt eine nervöse, junge Frau das Klassenzimmer, die sich als die Enkelin der Zeitzeugin vorstellt. Im Gepäck hat sie Fotos und O-Töne, welche die Stationen ihrer „Granny“ dokumentieren und so übernimmt Mary Ann zunächst zögerlich Esthers Aufgabe und beginnt zu erzählen. Von Esthers Kindheit und Jugend in Deutschland, von ihrem Schicksal als KZ-Gefangene, von ihrem Überleben und ihrer Emigration nach Amerika. Mary Ann spricht mit großem Respekt von ihrer Großmutter, aber auch mit der staunenden Verwunderung der Enkel-Generation, für die vieles aus der Zeit des Dritten Reichs unvorstellbar erscheinen muss. So nimmt sie auch alltägliche Geschichten in den Blick und zieht immer wieder konkrete Vergleiche heran, um sich die damalige Situation zu vergegenwärtigen. Die Autorin Christiane Richers nutzt die Perspektive der jungen Zuschauer*innen, um Esthers Geschichte lebendig werden zu lassen und unweigerlich zur Diskussion anzuregen. Das Stück thematisiert die Vergänglichkeit von Zeitzeugenschaft und stellt die Frage, wie Erinnerung stattfinden kann. Unnötig zu sagen, dass Esther nicht mehr kommen wird. Mary Ann hinterlässt der Klasse eine ganze Lebensgeschichte: Das ist Esther.
Die Regisseurin Chiara Hunski zu „Das ist Esther“: „Die Verarbeitung des Nationalsozialismus ist nicht abgeschlossen und die Erinnerungskultur muss lebendig gehalten werden. Vieles wird verharmlost, ich habe schon oft den Satz gehört: 'Schon wieder das Dritte Reich? Jetzt ist aber langsam mal gut.' Dieser Meinung bin ich nicht. Niemals sollte man vergessen.“ In „Das ist Esther“ erzählt die Hauptfigur sehr berührend und humorvoll davon, was ihrer Großmutter Esther passiert ist, und verarbeitet dabei gleichzeitig diese sehr persönliche Geschichte. Mich hat das Stück sofort angesprochen, weil es neugierig macht, einen mitreißt und zeigt, dass eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auch spannend, gefühlvoll und sensibel sein kann.“
mit: Lisa Fedkenheuer
- Regie
- Chiara Hunski
- Ausstattung
- Milena Keller
- Dramaturgie
- Steven Cloos
- Regieassistenz/ Inspizienz/ Soufflage
- Orthey Stoll
- Ausstattungsassistenz
- Nele Matthies
- Theatervermittlung
- Teresa Gburek
„Es ist ein brillanter dramaturgischer Kniff von Autorin Christiane Richers, das Erlebte durch die Enkelperspektive zu erzählen. Schon vom Alter her, aber auch durch die Art der Selbstdarstellung – der Knatsch mit den Eltern, das Leben in der Kleinstadt, die eigene Band – bringt sie die Figur der Mary Ann ganz nah an das junge Publikum. Klar wissen hier alle Bescheid über den Zweiten Weltkrieg, die Verbrechen der Nazis, den Mord an sechs Millionen europäischer Juden. Aber für dieses Mädchen ist es eine ganz persönliche Familiengeschichte. Und im Erzählprozess wird sie es auch für alle anderen.“