Ein Blick in die Vergangenheit

Technischer Leiter Jochen Reichler hat schon vier Bayerische Theatertage in Ingolstadt erlebt

Jochen Reichler verankert Pontons für das Theaterzelt-Floß der Bayerischen Theatertage 2008 in der Donau.

Viermal haben die Bayerischen Theatertage (BTT) schon in Ingolstadt stattgefunden (1986, 1993, 2001 und 2008). Die Vorbereitungen für die nächste Auflage von 29. Mai bis 16. Juni 2024 sind in vollem Gange. Auch Jochen Reichler steckt mittendrin – und schwelgt gleichzeitig in Erinnerungen: Der 62-Jährige arbeitet seit 35 Jahren am Stadttheater (27 davon als Technischer Leiter) und hat somit einige BTT-Erfahrungen gesammelt. Im Interview mit Tanja Stephan aus der Öffentlichkeitsarbeit erzählt er von Tauchgängen, viel Papierkram und dem wertvollen Austausch mit den eingeladenen Theatern.

Tanja Stephan: Lieber Jochen, Du bist quasi schon ein alter Theatertage-Hase. Wie viele BTT hast Du denn schon mitgemacht am Stadttheater Ingolstadt?

Jochen Reichler: Das erste Mal 1993. Damals war eine Spielstätte in der Reithalle im Klenzepark eingerichtet mit unserer Zuschauertribüne, und wir haben extra eine Heizung eingebaut. Das war das erste Mal, dass ich mich um die Bayerischen Theatertage gekümmert habe. Danach 2001, als das Theaterzelt hinter dem Haus auf den jetzigen Busparkplätzen stand. Das Highlight war 2008 mit dem Zelt auf dem Donaufloß. Das war natürlich am aufwendigsten, mit anderthalb, zwei Jahren Vorlaufzeit.

T.S.: Erzähl mal!

J.R.: Wir mussten mit der Bundeswehr zusammenarbeiten, von der haben wir die Pontons bekommen. Wir mussten das Zelt mit Stahlplatten darauf befestigen. Wir mussten Verkehrsschilder auf der Donau anbringen für die Paddler. In Spundwände ließen wir mit Schneidbrennern Öffnungen schneiden, um Stahlringe anbringen und damit die Pontons befestigen zu können. Ich bin selber mit Schnorchel und Maske getaucht, um Stahlseile zu befestigen. Wir haben jeden Tag die Pegelstände von Donau und Lech überprüft. Wenn die gestiegen wären, hätten wir das Ganze abbauen und in den Hafen der Pioniere fahren müssen. Es war schon aufwendig, alles abzusichern, aber eine tolle Sache!

T.S.: Was hast Du als Erstes gedacht, als klar war, dass wir die BTT 2024 zum fünften Mal hier austragen werden?

J.R.: Das gibt es ja nicht, schon wieder bei uns (lacht). Wir hatten die Bayerischen Theatertage dann so oft wie kaum ein anderes Theater. Aber das wird bestimmt auch wieder schön!

T.S.: Welche BTT in Ingolstadt haben Dir am besten gefallen?

J.R.: Ich finde allgemein toll, dass sich die bayerischen Theater treffen. Was für mich immer wichtig ist, ist der Austausch, vor allem mit den Technikern. Wie es die anderen machen, wie es bei ihnen ist, wie es ihnen geht, welche Sorgen die anderen Häuser haben… Zum Beispiel auch mit Sanierungen, da stehen wir oft alle vor den gleichen Problemen. Stücke habe ich nicht alle gesehen, weil ich nebenher ja auch oft arbeiten muss. Abends wird aufgebaut, abgebaut. Manche Stücke sind aufwendiger, manche weniger, sind aber genauso toll.

T.S.: Bleiben dann auch viele Kontakte in die anderen Häuser bestehen?

J.R.: Ja! Wir haben sowieso immer Kontakt zu allen bayerischen Theatern. Mit Regensburg, mit Hof zum Beispiel, auch mit den Münchnern, mit dem Resi und dem Gärtnerplatz, haben wir oft schon zusammengearbeitet. Wir tauschen uns auch gegenseitig aus, wenn es zum Beispiel um komplizierte Bühnenbilder geht.

T.S.: Du bist bei uns Technischer Leiter. Welche Aufgaben musst Du für die BTT erledigen?

J.R.: Das ist für mich das erste Mal, dass es mit Georg Kistner einen Projektleiter gibt, der viele Dinge mitmacht, die ich früher selbst übernommen habe. Zum Beispiel im Vorfeld die Theater einladen, damit wir ihnen die Bühnen zeigen und sie sich die technischen Gegebenheiten hier ansehen können. Heute geht auch vieles online, wir erstellen Vorlagen für die Theater: Welches Material hat man? Welche Aufbauzeiten? Welches Personal gibt es? Daneben ist die Hauptarbeit, die Leute einzuteilen, die an den jeweiligen Abenden da sind und die eingeladenen Theater betreuen.

T.S.: Und viel Papierkram?

J.R.: Die Auflagen sind schon immer dieselben, es geht um Brandschutz, Fluchtwege, Sicherheit. Genehmigungen fürs Theaterzelt gehören dazu, meine Kolleginnen holen vorher die Angebote ein, wir müssen mit dem Gartenamt reden, weil man Dekoration braucht. Auch die Kolleginnen der Öffentlichkeitsarbeit haben manchmal Wünsche. Dieses Jahr zum Beispiel die Gestaltung von Bushaltestellen, das finde ich gut.

T.S.: Wann habt Ihr im Technischen Büro denn mit den Vorbereitungen angefangen?

J.R.: Ich glaube, im Frühjahr. Wenn man erfährt, wir sind wieder dran, fängt man schon an zu überlegen: Was brauchen wir, welche möglichen Standorte fürs Zelt haben wir, welches Zelt wollen wir? Aber so richtig ging die Planung jetzt im Herbst 2023 an, wenn es dann auch konkret an die Zusammenarbeit mit den eingeladenen Theatern geht.

T.S.: Da kommen bestimmt noch einige Herausforderungen auf Dich zu…

J.R.: Ja, das fängt jetzt schon an. Ein Theater wollte zum Beispiel eine Drehbühne, die haben wir hier aber leider nicht. Dann müssen wir schauen, welche Aufbauzeiten die Kollegen haben, welchen Platz sie brauchen. Das Organisieren der Stücke nimmt jetzt dann die meiste Zeit ein. Aber da finden wir eigentlich immer Lösungen.

T.S.: Warum, findest Du, bereichern die BTT das Ingolstädter Kulturleben?

J.R.: Die Theaterinteressierten sehen auch mal andere Theater, haben dann vielleicht einen Vergleich. Darum finde ich das vor allem interessant für unsere langjährigen Abonnenten. Es ist auf jeden Fall eine Bereicherung. Vielleicht schneiden wir ja im Vergleich gar nicht so schlecht ab (lacht). Aber ich glaube, wir können gut mithalten.

T.S.: Zum Schluss darfst Du noch sagen, was Du Dir von den BTT 2024 persönlich wünschst!

J.R.: Ich wünsche mir, dass es ein Erfolg wird und dass nichts passiert, dass alles gut läuft und dass alle zufrieden sind. Unsere Mitarbeitenden und unsere Zuschauerinnen und Zuschauer. Alle sollen was mit heimnehmen und denken: Mensch, das war eine tolle Zeit, Gott sei Dank hatten wir die Bayerischen Theatertage hier. Sonst wäre ja der ganze Aufwand umsonst.

T.S.: Ganz lieben Dank, Jochen, für Deine Erinnerungen!