Ursprung der Welt
Eine verschleierte Komödie von Soeren Voima
14 Tage, die ein Weltbild zum Einsturz bringen. – Zwei junge Deutsche, einer davon mit iranischen Wurzeln, betreiben eine Werbeagentur. Mit ihrer (unbezahlten) Praktikantin Sarah, die sie irrtümlicherweise für eine Jüdin halten, bearbeiten sie den Auftrag der Stiftung »Muslime für Deutschland«. Beide jungen Männer sind nicht sonderlich religiös, aber der Ehrgeiz ist herausgefordert, den Deutschen etwas über Muslime zu vermitteln. Auf dem Höhepunkt der Arbeit an dem Projekt muss Kandaules für einige Tage in seine persische Heimat reisen, da sein Großvater gestorben ist. Dort verliebt er sich in die Frau, die seine Familie sowieso für ihn vorgesehen hatte, Nyssia. Und dann kehrt er mit seiner völlig verschleierten Frau zurück nach Deutschland. Die Frau in der Burka ist für alle eine große Herausforderung, die Toleranz wird auf die Probe gestellt. Kandaules möchte, dass sein Freund einen Blick auf die Ehefrau werfen kann, aus einem Versteck schaut er ihr beim Entkleiden zu, er ist so betört von ihrer Schönheit, dass ein gesamtes Weltbild erschüttert wird. Doch der Betrug der beiden wird entdeckt. Nyssias Bruder, extra zur Bewachung seiner Schwester mit nach Deutschland gekommen, nimmt die Sache in die Hand und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
Herodot (* 490 v. Chr., † 424 v. Chr.) erzählt die Geschichte von Gyges und Kandaules, und seitdem wird sie immer wieder neu erzählt, u. a. von Homer, Hesiod, Palton, Cicero, Hebbel, Gide, als Sinnbild des Widerstreites zwischen Aufklärung und Tradition. Soeren Voima holt sie in unsere Gegenwart, irritiert und verunsichert bestehende Urteile und trifft damit ins Zentrum der Debatte um westliche Toleranz und muslimisches Traditionsbewusstsein.
- Regie:
- Knut Weber
- Bühne:
- Steven Koop
- Kostüme:
- Charlotte Labenz
- Musikalische Leitung:
- Matthias Flake
- Video:
- Steven Koop, Knut Weber
- Dramaturgie:
- Gabriele Rebholz
»Ein Schlagabtausch zwischen Klischees und Tradition. Der Frage nach Dirndl oder Burka? Gefangen in der Fantasie oder verloren in der Freiheit? Wahre Ehre oder traditionsgeladene Gewalt, um für ein politisches Ziel eingesetzt zu werden?
Orientalische Süße, gewürzt mit der nötigen Schärfe Orientalisch gut gewürzt hat der regieführende Intendant Knut Weber die Komödie von Soeren Voima ›Der Ursprung der Welt‹ umgesetzt. Er gibt die nötige Schärfe in so mancher Szene, um sie dann wieder mit der orientalischen Süße zu entwaffnen. So verliert das Stück nie an Leichtigkeit und dem von Soeren Voima geschriebenen Witz. Eine wirklich schmackhafte Premiere.«
»Die Uraufführung des Stücks ›Ursprung der Welt‹ ist noch nicht lange her, so dass dieser Stoff, der jetzt am Stadttheater Ingolstadt zu sehen ist, noch ganz frisch ist. Das beweist der Intendant des Hauses, in dem er das Stück locker wie ein Jugendtheater beginnen, danach wie eine Farce gaukeln und zuletzt wie eine Tragödie über das Publikum hereinbrechen lässt.
[…]
Voima (und Weber) erzählen davon, dass das Zusammenleben von Christen und Moslems Vorurteile züchtet und Zündstoff birgt. Einfache Antworten bekommt man nicht, das Stück stellt stattdessen seine Vielschichtigkeit dar.
Die Botschaft dieser Inszenierung: Kunst kann verändernd wirken.«