Frau Müller muss weg
Schauspiel von Lutz Hübner
Bei Kindern hört der Spaß auf. Da zeigt sich, wie solidarisch eine Gesellschaft wirklich ist und wie sie mit Erfolg und Niederlagen umgeht. Da werden keine Gefangenen gemacht und keine Konzessionen. Spätestens mit Beginn der Schulzeit werden die Ängste konkreter, ohne dabei aber an emotionaler Wucht zu verlieren. Jetzt beginnt das Rattenrennen um die »Poleposition« für den Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Ein natürlicher Pessimismus paart sich mit der unverrückbaren Überzeugung, ein besonderes Kind zu haben. Aber spätestens mit dem ersten Zeugnis werden alle erzieherischen Ideale über Bord geworfen, falls das Ergebnis nicht mit den eigenen Erwartungen übereinstimmt. Die Drei in Mathematik hat nichts damit zu tun, dass das eigene Kind ein Spätzünder ist, faul, unkonzentriert oder einfach mathematisch unbegabt (obwohl man dunkel ahnt, dass es daran liegen könnte). Nein! Es ist ein Angriff, eine narzisstische Kränkung oder ein Zusammenspiel von Schicksalsmächten, die bei der Notenvergabe nicht berücksichtigt wurden. Warum hat die Klassenlehrerin Inka Müller nicht bedacht, dass just am Tag vor der Mathearbeit das Meerschweinchen verstarb, das Kind lange einen üblen Husten hatte und ständig gemobbt wurde? Das muss man merken als Pädagogin! (Und wenn die Müller das nicht merkt, muss sie weg!) Richtig Schwung bekommen die Vorwürfe, wenn es um die weiterführende Schule geht. Wer den falschen Schultypus erwischt, kann einpacken, ist aussortiert und kommt nicht mehr hoch. Das ist der Albtraum aller Eltern, und dagegen wird gekämpft, mit allen Mitteln, über und auch gerne unter der Gürtellinie. Sachlichkeit und Objektivität spielen keine Rolle, es geht schließlich um alles: um das eigene Kind. Deshalb geht es bei Elternabenden ans Eingemachte. Wann trägt man sonst außerhalb von Familie und Freundeskreis einen existenziellen Konflikt aus? Einen Konflikt, der einen nächtelang wach gehalten hat, wo man in ohnmächtiger Wut frühmorgens vor dem Kühlschrank Volksreden konzipiert, Rachefantasien hat (Schluss mit lustig, Frau Müller!) und Panikattacken ... Und dann sitzen alle zusammen im Klassenzimmer auf Kinderstühlchen zwischen Kastanienmännchen, Laubgirlanden, Tonpapiercollagen und Kuschelecken und vorne steht der Feind (Frau Müller!). Jetzt muss man zeigen, dass man seine Brut mit Zähnen und Klauen verteidigen kann, man hat so große Töne gespuckt ... Aber plötzlich ist das Problem weg, oder unscharf, und die Mutter von Lukas fängt schon wieder an zu heulen, und solche Verbündete will man ja auch nicht ... An Elternabenden kämpfen nicht nur Eltern um ihre Kinder, sondern auch immer die Eltern für sich selbst. Ein Scheißjob, aber, das sollte man nicht vergessen (ceterum censeo): Frau Müller muss weg! Lutz Hübner, bekannt für sein umfangreiches und vielfältiges Stückerepertoire, wurde 1998 für ›Herz eines Boxers‹ mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet. 2005 wurde sein Stück ›Hotel Paraiso‹ zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Zu seinen Stücken zählen ›Gretchen 89ff‹, ›Creeps‹, ›Ehrensache‹ oder ›Blütenträume‹. Lutz Hübner zählt seit Ende der Neunziger Jahre zu einem der meistgespielten Gegenwartsdramatiker auf deutschen Bühnen.mit: Toni Schatz (Patrick Jeskow), Marie Ruback (Marina Jeskow), Manuela Brugger (Katja Grabowski), Ulrich Kielhorn (Wolf Heider), Adelheid Bräu (Sabine Müller)
- Regie:
- Tim Heilmann
- Ausstattung:
- Tim Heilmann
- Dramaturgie:
- Michael Hanisch
- Jessica Höfel:
- Renate Knollmann
Premiere am
Werkstatt/Junges TheaterDauer: 80 Minuten
NEUBURGER RUNDSCHAU
– 03.05.2011
MEUTEREI IN DER GRUNDSCHULE
Ingolstadt Wie man aus einer mit
deutlichen Schwächen behafteten
Vorlage trotzdem einen interessanten
Theaterabend machen kann, das
bewies jetzt Regisseur Tim Heilmann
in Ingolstadt: Das – vom Autor
so bezeichnete – Schauspiel
„Frau Müller muss weg“ von Lutz
Hübner hatte am Sonntag in der
ausverkauften Werkstattbühne Premiere
und erhielt dank der inszenatorischen
und schauspielerischen
Leistungen am Ende freundlich-zufriedenen
Applaus.
Der 1964 in Heilbronn geborene
Lutz Hübner hatte 2009 – zusammen
mit Sarah Nemitz – die Elterngegen-
Lehrerin-Geschichte verfasst:
Das war zeitnah, war – insbesondere
anfangs – prächtig grotesk,
sarkastisch, ja sogar stellenweise
herrlich zynisch. Und vor allem:
Durchaus realistisch mit seiner
schon fast mikroskopisch-genauen
Betrachtung überkandidelter Eltern
und ihrem Umgang mit dem schulischen
Leistungsdruck auf ihre
Sprösslinge. Danach, im zweiten
Teil, verplätscherte leider das Ganze,
wurde absehbar bis hin zum –
nicht sonderlich überraschenden,
wenig realistischem und aufgesetzt
wirkenden – Happy-End.
Zusammen mit seinem Dramaturgen
Michael Hanisch hatte Regisseur
Heilmann – durch klug angesetzte
Textstreichungen insbesondere
am Ende – das Beste aus
dem Stück herausgeholt, hob
die Stärken der Vorlage hervor,
versuchte die Schwächen
abzumildern. Die
sechs Akteure auf der
Bühne unterstützten
ihn dabei allesamt
prächtig: Manuela
Brugger als leicht
exzentrische Musterschülermutter,
Marie Ruback als frustriertes,
manchmal recht aggressives Hausweibchen,
Renate Knollmann als
eine ihr Fähnchen nach dem Wind
hängende „Rebellen-Anführerin“,
Ulrich Kielhorn als aufbrausender,
desillusionierter HartzIV-Empfänger
sowie Toni Schatz als zögerlicher
Schwächling mit aufgesetztem
Machogehabe. Und vor allem aber
Adelheid Bräu in einer fein ausgearbeiteten
Studie einer einerseits resoluten,
andererseits aber auch sehr
feinfühligen Lehrerin „mit Herz“.
Wehmutstropfen dann allerdings
beim Schlussbeifall nach 80 Minuten:
Für Regisseur Tim Heilmann,
Dramaturg Michael Hanisch sowie
für Adelheid Bräu und Toni Schatz
war dies die letzte Produktion im
Haus an der Donau. Alle vier wurden
vom künftigen Intendanten
Knut Weber nicht mehr weiterverpflichtet.
Schade, sehr schade! (Peter Skodawessely)
DONAUKURIER
– 03.05.2011
DIE LEHRERIN ALS EINZELKÄMPFERIN
Ingolstadt (DK) Die Bühne ist leer, allerdings mit verschwenderischer Deckendekoration bestückt. Ergebnisse des "Herbstprojekts" der 4b! Kastanienmännchen, selbst gebaute Drachen, aufgefädelte Blätter – ein kreativer Kinderhimmel hängt nah und niedlich über fünf wild entschlossenen Elternteilen, die sich im Klassenraum versammelt haben, der Lehrerin Frau Müller das Messer auf die Brust zu setzen.
Die nun aber erst mal seltsamen Tätigkeiten frönen. Hier ein verliebter Tanz, da energiegeladenes Joggen, dort eine stille Yogaübung oder auch Kniebeugen, ächzend ausgeführt. Dann der drohend donnernde Klang von Schritten aus dem Off. Frau Müller kommt. Und es geht los.
Ein wunderbares, komisches und aussagestarkes Eingangsbild hat Regisseur Tim Heilmann für seine Inszenierung "Frau Müller muss weg" gefunden, die am Sonntag in der Werkstatt Premiere feierte. Leichtfüßig weist es den Weg in die nächsten 80 Minuten (man darf lachen und sich an spielerischen Einfällen freuen). Und charakterisiert mit Choreografie und trefflichen Kostümen schon mal, wer die fünf da eigentlich sind. Die Museumspädagogin auf halber Stelle und alleinerziehende Mutter im schwarzen Ballettanzüglein, das Großstadtpaar im modisch-jungen Outfit, die Elternsprecherin im lässig-eleganten Joggingdress, der Vater im derben Casual-Look – sie sind die Abordnung, die eins erreichen will: Weg mit der Lehrerin, die schlechte Noten gibt, und das ausgerechnet vor dem Übertritt.
Es ist ein Schulthema, das Autor Lutz Hübner in seinem Stück verhandelt, um Ansprüche der Eltern, ums Einzelkämpfertum der Lehrer geht es und vor allem um die Kinder, die dem Außendruck, aufs Gymnasium zu gehen, kaum mehr gewachsen sind. Sorgfältig analysiert man das im Programmheft – um auf die Bühne ein befreites Stück Theater zu stellen.
Ja, es ist erstaunlich, was Heilmann und sein perfekt aufspielendes Team aus der eher trockenen Vorlage machten. Wie die Eltern bei Frau Müller mit ihrer Strategie auf unerwarteten Widerstand (und deutliche Worte über ihren Nachwuchs) stoßen, wie sie, als die Lehrerin wütend den Raum verlässt, nur noch sich selbst zum Streiten haben, und wie die Rückkehr Müllers überraschende Wendungen bringt – das inszeniert Heilmann mit pointierter Ironie, ohne das Thema im geringsten zu verraten. Schön, wie vor der autoritätsgewohnten Lehrerin (wunderbar: Adelheid Bräu) das Quintett schülerhaft kleinlaut wird und auf viel zu kleinen Schülerstühlen kippelt! Genial, wie in der langsamen Entblößung der ach so engagierten Eltern deren ach so brave Sprösslinge vor dem inneren Auge sichtbar werden auf der Bühne – kleine Monster und bedauernswerte Kinder. Renate Knollmann als vitale Elternsprecherin, Toni Schatz und Marie Ruback als nur scheinbar unschlagbares Elternteam, Ulrich Kielhorn als Proll-Vater mit weichem Herz und die köstlich komische Manuela Brugger als Klassenprimus-Mutter lassen im Spiel keine Wünsche offen. Zuletzt zurecht heftiger Applaus.
(Karin Derstroff)
Mittelbayerische Zeitung
– 05.05.2011
„Frau Müller muss weg“: Lutz Hübners Stück über Schul-Konflikte auf der Werkstattbühne des Ingolstädter Theaters.
Ingolstadt. Gilt noch immer das böse Epigramm von Arnfrid Astel: „Ich hatte schlechte Lehrer. Das war eine gute Schule.“? Und wie viel Wahrheit steckt in dem Experiment eines schwedischen Fernsehsenders, der vor ein paar Jahren in einer Dokumentation aufzeigen wollte, welchen Einfluss die Qualität der Lehrer auf die Leistungen der Schüler hat? Die „Klasse 9A“ der Johannesskolan in Malmö mit besonders schlechten und problematischen Schülern sollte innerhalb von sechs Monaten von einem engagierten Pädagogenteam auf Vordermann gebracht werden. Und es klappte, die lustlosen Schulversager entwickelten plötzlich Eifer und Wissbegier. Beim nationalen Vergleichstest belegte die „9A“ dann tatsächlich einen Spitzenplatz. Helfen also kleinere Schulklassen nur wenig, brauchen wir stattdessen nur mehr motivierte „Superlehrer“, um die Schulmisere zu beenden?
In Schweden entscheidet sich in der 9. Klassen, ob der Übertritt in die gymnasiale Oberstufe klappt. In Deutschland liegt die Wendemarke für den Verlauf der Schulkarriere schon in der 4. Klasse. Um das Damoklesschwert „Übertrittszeugnisse“ geht es in dem Stück „Frau Müller muss weg“, mit dem der erfolgreiche Gebrauchsdramatiker Lutz Hübner mal wieder ein heiß diskutiertes Thema aufgreift. Dies allerdings geschieht auf eine eher spaßige Weise. Hübner stellt nicht das Schulsystem und die Bildungspolitik auf den Prüfstand, sondern setzt auf witzige Dialoge, seine Figuren sind zu frechen Karikaturen überzeichnet.
Es gibt also viel zu lachen. Regisseur Tim Heilmann (er ist auch in Regensburg gut bekannt, hat hier unter anderem Lutz Hübners „Das Herz eines Boxers“ inszeniert) bringt das Stück mit viel Sinn für Komik auf die Ingolstädter Bühne. Zu sehen sind hysterische Mütter und durchgeknallte Väter. Lächerliche Figuren geben sie ab, wie sie auf den Kinderstühlchen des Klassenzimmers sitzen und den Aufstand proben – den Aufstand gegen die Lehrerin ihrer Sprösslinge. Es geht um schlechte Noten, das Angstgespenst heißt Hauptschule. Sie sind von Ehrgeiz zerfressen, alle ihre Wünsche haben sie in ihre Kinder hinein projiziert – und sind dabei selbst doch nur arme Würstchen. Kaputte Familien, Lebenslügen werden gezeigt, viel schmutzige Wäsche wird gewaschen. Der eine Vater – gespielt von Ulrich Kielhorn – tritt prollig und aggressiv auf, vom Arbeitsmarkt ist er längst „ausgemustert“ worden. Und beim Ehepaar Jeskow (Toni Schatz und Marie Ruback), das sich so mondän und gutbürgerlich gibt, stellt sich heraus, dass der Mann von seinem großstädtischen Arbeitgeber in die Provinz „abgeschoben“ worden ist. Auch Museumspädagogin Katja (Manuela Brugger) plagt die Furcht vor Jobverlust. Und bei der sich so taff und als sportliche Joggerin gebenden Jessica (Renate Knollmann) zeigt sich bald, dass sie keineswegs das Musterbild der guten Mutter abgibt. Und damit die Geschichte schön bunt wird, geraten sich die Eltern dann untereinander gehörig in die Haare im Streit um ihre „missratene“ Brut. Amüsante Wendungen gibt es, denn die aufmüpfigen Eltern wandeln sich zu opportunistischen Schleimern, sobald die Notenfrage geklärt scheint. Ein Zerrspiegel, der köstliche Einblicke bietet.
Und die Lehrerin? Bei Lutz Hübner kommt sie gut weg, wird nicht dem groben Spott wie die Eltern ausgesetzt. Oder liegt es nur an Adelheid Bräu, die diese Rolle mit viel Verve und großer Klasse spielt, dass diese Frau Müller so sympathisch erscheint? Sie gibt die engagierte, gerechte, aber auch resolute Pädagogin, der die Kinder am Herzen liegen. Aber da offenbart sich auch die Tücke des Stückes, nämlich dass es allzu sehr auf zugespitzte Klischees setzt. Spaßige Unterhaltung – doch alle Fragen bleiben offen.
(Ulrich Kelber)
Kulturkanal
– 02.05.2011
Spielerische Leichtigkeit
Wenn das Kind schlechte Noten hat, den Übertritt ins Gymnasium nicht schafft oder verhaltensauffällig ist, ist natürlich die Lehrerin schuld. Sie heißt Frau Müller. Und deshalb muss Frau Müller weg. Die Eltern proben den Aufstand. Zwar sind nur fünf aus der Solidargemeinschaft des Elternbeirats gekommen, und einig sind sie sich nur in einem, eben darin, dass Frau Müller weg muss. Bis sie in der Tasche der Lehrerin den Zettel mit den Benotungen finden. Dann muss Frau Müller bleiben. Auch wenn sie inzwischen gar nicht mehr will.
Der vielgespielte Autor Lutz Hübner hat ein nicht sehr bedeutendes Theaterstück über den Leistungsdruck und die Erwartungshaltung der Eltern an die Schule geschrieben und darüber, dass Eltern in ihrem starren Blick auf Schulnoten und Übertrittszeugnisse die menschlichen Defizite ihrer Kinder nicht wahrhaben wollen.
Das Stück amüsiert durch unerwartete Wendungen und manche Pointe aus dem hysterisch gestörten Eltern-Schule-Verhältnis evoziert Wiedererkennungseffekte aus dem wirklichen Leben.
So ist es trotz des problembehafteten Themas ein durchaus vergnüglicher Theaterabend.
Bereits die Ausstattung vermittelt einen versöhnlichen Blick ins Klassenzimmer. Von der Bühnendecke hängen liebevolle Bastelarbeiten von Ingolstädter Kindern. Zum Thema Herbst gemalte Bilder oder aus Herbstlaub und Kastanien gebastelte Objekte veranschaulichen die Ergebnisse des kreativen Herbstprojekts der geschmähten Lehrerin.
Die Eltern setzen sich auf Kindergarten-Stühlchen, wissen dabei nicht wohin mit den langen Beinen, verhalten sich schließlich kippelnd und schwätzend wie 9-jährige im Unterricht. So, selbst ein bisschen lächerlich, fordern sie die Bildungskarrieren ihrer Kinder ein.
Regisseur Tim Heilmann, der auch die liebevolle Herbst-Ausstattung gemacht hat, nimmt dem Stück zu Recht seine Problemschwere und präsentiert es mit spielerischer Leichtigkeit, mit choreographischem Witz in den Figurenkonstellationen, absurden Lauf- und Tanzübungen und leicht überzeichneten Typen. Und so liegt das Hauptvergnügen an diesem Abend darin, die liebevollen Details zu beobachten, mit denen die Darsteller ihre Figuren charakterisieren. Ulrich Kielhorns treuherzigen und schließlich aufbrausenden Mustervater, der seine Tochter offenbar mit Bildungswerten zumüllt. Manuela Brugger als die Mutter des Klassenbesten, die in indignierter und dann wieder liebenswürdiger Solidarität mitmacht und dennoch immer wieder ziemlich einbricht, weil ihr Sohn eigentlich Autist ist und ihr die Affäre mit dem anderen Vater einfach zu anstrengend war. Köstlich, ihr zuzusehen. Und ein Höhepunkt ist die unerwartete Liebesszene, die uns die beiden bescheren. Renate Knollmann ist die taffe, Managmenttraining-geschulte Elternsprecherin, die zum Stressabbau dauerläuft und froh zu sein scheint, endlich sagen zu dürfen, welch unerträglich doofe Nervensäge ihre Tochter ist.
Und Marie Ruback und Toni Schatz spielen das Elternpaar im Dauerclinch zwischen ihrer Gutmenschen-Mutter- Moral und seiner Angepasstheit an die pragmatische Effizienz des Berufslebens. Gegen diese Ansammlung von aufgeregten Eltern mit Realitätsverlusten ist Frau Müller, die Lehrerin von Adelheid Bräu, die einzig normale, schlichte, (fast) unaufgeregte und uneitle Figur.
"Frau Müller muss weg" ist Balsam gegen den Ärger über vermeintlich bornierte Lehrer und hysterische Eltern. Denn von außen, also auf der Bühne betrachtet, ist vieles anders, als es scheint – und vor allem weniger gravierend als im wirklichen Leben. (Isabella Kreim)