Viel Lärm um Nichts
Komödie von William Shakespeare
Die Ehe ein großes Gefängnis, in dem man seine Freiheit opfert und sich unterwerfen muss? In Shakespeares aberwitziger Komödie prallen verschiedene Wirklichkeitsebenen aufeinander. Die Männer kehren aus einem Krieg zurück ins »heimische Paradies«, in dem die Frauen bis dato ganz gut ohne einen Mann an ihrer Seite zurechtkamen. Sie fühlen sich fremd in dieser Welt, in der plötzlich nicht mehr mit Schwertern um den Sieg, sondern mit Worten um Gefühle gekämpft wird. Zwischen Festbanketten, Maskenbällen, Hochzeitsvorbereitungen und Tanzvergnügen wird hingebungsvoll ›Viel Lärm um Nichts‹ betrieben, wird neugierig getratscht, geratscht, geklatscht, geschwätzt, herumerzählt, gepetzt, belauscht, spioniert, kolportiert, bewusst fehlinformiert und denunziert. Das führt unter den Beteiligten zu einiger Verwirrung. Die wieder zu lösen, ist nicht einfach. Denn jedermanns Blick ist getrübt von Vorurteilen und Selbstbetrug. Dass man nur mit dem Herzen gut sieht, weiß am Anfang niemand. Die Hochzeit findet doch noch statt. Sogar eine Doppelhochzeit. Aber wichtiger als das Hochzeits-Happy End ist die Hoffnung, dass in Benedikt und Beatrices Ehe jeder abwechselnd das letzte Wort behalten wird. Und dass das letzte Wort zwischen diesen beiden noch lange nicht gefallen ist. Siegreich und übermütig, voller Lebensfreude kehren der Prinz Pedro von Arragon und seine Begleiter Benedikt und Claudio aus dem Kampf zurück und zu Besuch bei Leonato, dem Gouverneur von Messina, ein. Auch der illegitime Halbbruder von Don Pedro, der melancholische, verbitterte Don John, ist bei der Gesellschaft. Claudio verliebt sich in Leonatos Tochter Hero. Auf einem Maskenfest wirbt Don Pedro für Claudio und gewinnt Heros wie Leonatos Zustimmung. Alle könnten fröhlich sein, aber über die Ausgelassenheit der Feste legt sich der Schatten der Intrige. Den ersten Zweifel, Pedro habe Hero für sich selbst geworben, den Don John in Claudios liebesseliges Gemüt sät, vermag Benedikt noch durch eine offene Aussprache als Missverständnis aufzuklären. Dabei ist Benedikt ein erklärter Feind der Ehe, zumindest was ihn selbst angeht, er gibt sich als überzeugter Junggeselle. Was allerdings seine Freunde nicht ruhen lässt. Sie schmieden ein Komplott, Benedikt zum Ehemann zu bekehren ... Da wäre ja die schöne Beatrice, Leonatos Nichte, und sie ist eine so scharfsichtige und spitzzüngige Kritikerin der Männer im Allgemeinen wie Herrn Benedikts im Besonderen, dass man leicht meinen könnte, die beiden seien einander wahrhaft würdig ... In vielen ironischen Wort-Scharmützeln und schlagfertigem Geplänkel beweisen Beatrice und Benedikt das auch. So könnte die Komödie um ein sanftes und ein streitendes Liebespaar ihren Verlauf ins Happyend nehmen, wüsste nicht Shakespeare alles über die dunklen Seiten der menschlichen Seelen, über die Abgründe der Bitterkeiten, die das Herz nicht zur Ruhe kommen lassen. ›Viel Lärm um nichts‹ – 1598 uraufgeführt – gilt als eine der spannungsreichsten Komödien William Shakespeares. Denn die Gefühle der Protagonisten sind alles andere als feste, verlässliche Größen, sondern je nach Situation gefährlichen Schwankungen unterworfen. Am Ende der Komödie siegt die Welt des verwirrenden Scheins, in der sich Witz, harmlose Torheit und Liebe nur als Strategien entpuppen, ohne die das Überleben in dieser Gesellschaft der verschlagenen Täuschung schlicht unmöglich wäre.mit: Sascha Römisch (Don Pedro, Prinz von Arragon), Jan Gebauer (Benedikt, aus Padua, Begleiter von Pedro), Stefan Leonhardsberger (Claudio, aus Florenz, Begleiter von Pedro), Richard Putzinger (Don Juan, Pedros Halbbruder), Enrico Spohn (Borachio, Begleiter Don Juans), Nik Neureiter (Leonato, Gouverneur von Messina), Olivia Cilgia Stutz (Hero, Leonatos Tochter), Vera Weisbrod (Beatrice, eine Waise, Leonatos Nichte)
- Regie:
- Peter Rein
- Ausstattung:
- Bodo Demelius
- Musikalische Leitung:
- Tim Allhoff
- Dramaturgie:
- Matthias Grätz
Premiere am
Großes Haus