Der kleine Prinz
Stück nach Antoine de Saint-Exupéry ab 10 Jahren
»Man sieht nur mit dem Herzen gut« (Der kleine Prinz) Der kleine Prinz lebt ganz alleine auf einem kleinen Asteroiden. Er liebt Sonnenuntergänge, besucht täglich alle drei Vulkane auf seinem Planeten und kümmert sich liebevoll um eine sehr anspruchsvolle Rose. Aber seine kleine Welt ist ihm nicht genug. Auf der Suche nach einem Freund, der ihn versteht und dem er von seinem Planeten erzählen kann, begibt er sich auf eine Reise quer durchs Universum. Er trifft einen König, einen Eitlen, einen Säufer, einen Geschäftsmann und einen Forscher. Aber alle Menschen, mit denen er spricht, kreisen nur um sich selbst. Der siebte Planet, auf dem er landet, ist die Erde. Mitten in der Wüste stößt er schließlich auf ein abgestürztes Flugzeug. Zwischen dem Piloten, der ohne Wasser und Hoffnung mit seinem zerstörten Flieger festsitzt, und dem kleinen Prinzen, der mit Neugier und Beharrlichkeit die Welt entdecken und verstehen will, entwickelt sich ein Gespräch über die Widersprüche und Schönheiten der Welt, über Verantwortung für Andere, Vertrauen und die Sehnsucht nach wahrer Freundschaft ... Antoine de Saint-Exupéry wurde mit seiner Romanerzählung ›Der kleine Prinz‹, die 1943 in New York erschien und seitdem in über 170 Sprachen übersetzt wurde, weltberühmt. Vor dem Erfahrungshorizont des Zweiten Weltkrieges verarbeitete er seine eigenen Lebenserfahrungen als Pilot und erzählt dabei ein modernes Märchen über Menschlichkeit und Toleranz. Ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches verstarb Saint-Exupéry vermutlich bei einem Flugzeugabsturz südlich von Marseille.mit: Jennifer Kornprobst (Der kleine Prinz), Olaf Danner (Der Flieger), Adelheid Bräu, Toni Schatz
- Regie:
- Tim Heilmann
- Ausstattung:
- Tim Heilmann
- Musikalische Leitung:
- Tim Allhoff
Premiere am
Kleines HausDauer: 70 Minuten
Neuburger Rundschau
– 01.02.2010
Ein Kinderstück wird der nächste Renner beim Publikum
Ingolstadt. Er hat erwiesenermaßen ein "Händchen" für Stücke, die sowohl kleine als auch große Schauspieler begesitern: Tim Heilmanns Inszenierung von "Peter Pan" vor 15 Monaten gehörte mit ihren insgesamt 36 Vorstellungen und über 23900 Besuchern zu den erfolgreichsten Produktionen der vergangenen Spielzeit am Theater Ingolstadt.
Jetzt am Freitag präsentierte der Regisseur in dessen Kleinem Haus am Brückenkopf seine Version von "Der kleine Prinz". Und man braucht weder ausgewiesener Theaterkenner noch erfahrener Prophet zu sein um damit einen neuerlichen Publikumsrenner vorauszusagen!
"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesen ist für die Augen unsichtbar!" So die Botschaft von Antoine de Saint-Exupérys 1943, ein Jahr vor dessen Fliegertod, veröffentlichter Erzählung "Der kleine Prinz". Es ist die Geschichte von einem Jungen, der ganz alleine auf einem einsamen, winzigen Planeten lebt. Vertrieben von einer anspruchsvollen Blume, macht er sich auf eine lange Reise um einen Freund zu finden: Auf sechs verschiedenen Planeten trifft er auf für ihn so sonderbare Leute wie den König, den Eitlen, den Säufer, den Geschäftsmann und den Laternenanzünder. Auf dem siebten, dem eigenartigen, trockenen Planeten, Erde begegnet er einem Piloten, der mit seinem Flugzeug in der Sahara notgelandet ist, und er entdeckt dort auch einen Fuchs (Marionettenherstellung: Isabell Heinke). "Nichts sagen", rät ihm dieser, "denn die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse". Die Zwei schließen Freundschaft miteinander, doch der kleine Prinz muss weiter...
Antoine de Saint-Exupéry wandte sich mit seinem modernen Märchen ausdrücklich an Kinder und Erwachsene. Und das tut jetzt in Ingolstadt, deutlich erkennbar, auch Tim Heilmann: Die Reise des Prinzen durch das Universum wird durch seine ideenreiche Inszenierung - alles spielt vor und in einem vorhangumrahmten Manegenrund - zu einem Erlebnis für Große und Klein. Der Regisseur beschreibt die Welt aus Kinderaugen und zeigt dem Zuschauer so auf poetische Weise das fantasielose und verarmte Leben vieler Erwachsener; dies alles behutsam umrahmt von Tim Allhoff. Ein wunderbar philosophisches Stück über das Kind- und das Erwachsensein sein, aber auch über die Einsamkeit und über die immerwährende Sehnsucht nach Liebe.
Die vier Akteure auf der Spielfläche unterstützen Heilmanns Intentionen: Marcus Staab Poncet überzeugt als Saint-Exupérys Alter Ego, dem in der Wüste sein Flugzeug reparierenden Piloten, Toni Schatz beweist einmal mehr seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit, Adelheid Bräu verblüfft insbesondere durch ihre perfekte Marionettenhandhabung, und Louise Nowitzki schließlich in der Titelrolle ist einfach bezaubernd ihrer kindlichen Naivität und Neuriger.
Peter Skodawessely
KULTURKANAL INGOLSTADT
– 01.02.2010
DER KLEINE PRINZ
Poetisch und märchenhaft beginnt die Theateraufführung „Der kleine Prinz“ nach Antoine de Saint-Exupérys berühmtem (Kinder-)Buch.
Der Flieger, Marcus Staab Poncet in Fliegermütze und 30er Jahre Hose und Weste, bläst den Staub von einem von der Decke hängenden hölzernen Mini-Flugzug und schlägt auf einem Puppenstuben-Klavier einzelne Töne an, die sich im Raum verdichten, während hinter dem geheimnisvollen blauen Rundvorhang die Schattenrisse eines Laternenanzünders, eines Königs, einer Blume oder die berühmte Zeichnung von einer Schlange, die einen Elefanten verdaut, zu sehen sind.
Die Erinnerung beginnt – an die Kindheit des Erzählers und an die 8 Tage in der Wüste, an denen er dem Kleinen Prinzen begegnet ist. Der Vorhang wird zurückgezogen, wir blicken auf eine nach vorne ansteigende Arena, die Wüste oder einen der Planeten, von denen der kleine Prinz erzählt. Sein Planet B 612 aber ist eine goldene Kugel, die er mit seinem Schal poliert, wenn er seine Vulkane reinigt.
Louise Nowitzki muss nicht viel machen, um ein anmutiges Wesen aus einer anderen Welt zu sein. Sie ist sanft und eigensinnig, naiv und überraschend klug, neugierig und geheimnisvoll weise.
Der Flieger packt aus einem Kistchen kleine Dinge aus, die die Erinnerung auslösen, während er gleichzeitig an seinem Miniflugzeug repariert, er greift ins Geschehen ein, hilft mit, dem Eitlen zu applaudieren und steht doch außerhalb.
Regisseur Tim Heilmann gelingt eine zauberhafte Fantasiereise, in der sich die Menschen und Dinge in einem circensischen Spiel immer wieder verwandeln.
Und bei all der beziehungsreichen metaphorischen Welterkenntnis des kleinen Prinzen gibt es auch viele komische Momente. Das beginnt bereits, wenn der Flieger zum Schuljungen wird, der sich bei seinen Versuchen, ein Schaf zu zeichnen, nicht ins Blatt schauen lässt – und der kleine Prinz sieht trotzdem die missglückten Zeichenversuche. Bis der Flieger eher unwillig die Lösung findet: Das Schaf der Imagination zu überlassen.
Herrlich, wie Adelheid Bräu als König ohne Untertanen einen Flunsch zieht oder vor jeder Antwort aufgeregt bedeutsam auf der Arenarampe umherläuft, als Säufer aber mit dezenter Melancholie trinkt, um zu vergessen, dass er sich schämt, dass er trinkt. Oder als Laternenanzünder in einem Wägelchen kauert und beflissen dem Zeitdruck im Laternenanzünden hinterherzukommen versucht, weil auf seinem Planeten ein Tag nur eine Minute dauert. Ein wunderschöner Einfall, wie Regisseur Tim Heilmann auch die Relativität der Schwerkraft ins Spiel bringt, indem der Geograph auf seinem Planeten mit einem baumstammschweren Riesenstift hantiert, den der kleine Prinz dann leicht und elegant wie einen Spazierstock um die Hand gleiten lässt. Und den Kindern gefällt natürlich besonders der Fuchs, den Adelheid Bräu als Marionette vom scheu zurückweichenden zum zärtlichen Schmusetier führt. Toni Schatz im Nadelstreifenanzug setzt seine Blume erst zusammen, bevor er mit dieser kapriziösen Angebeteten dem kleinen Prinzen ein wenig Liebeskummer bereitet. Gierig und beflissen zählt er als Geschäftsmann die Sterne, die er in seinem Besitz glaubt.
Den Tod des kleinen Prinzen, der sich von einer giftigen Schlange beißen lässt und doch mit seinem Lachen und seinem nur in einer Schachtel gezeichneten Schaf ewig auf seinen Stern zurückgekehrt sein wird - Saint-Exuperys wunderbare Mischung aus Trauer, Melancholie und Trost hat man in dieser Theaterfassung den Kindern leider erspart. Stattdessen gibt’s einen munteren Song vor Sternenhorizont zum Schluss.
„Der kleine Prinz“ im kleinen Haus des Theaters Ingolstadt: Ein zauberhaftes Spiel, nicht nur für Kinder ab 10.
(Isabella Kreim)