Mamma Medea
Tragödie von Tom Lanoye nach Apollonios von Rhodos und Euripides
Tragödie von Tom Lanoye nach Apollonios von Rhodos und Euripides Medea ist eine äußerst umstrittene Gestalt der griechischen Mythologie. In der Überlieferung seit Euripides gilt sie als Zauberin, Verräterin, Bruder- und Kindesmörderin. Ältere Überlieferungen sehen sie als selbstbewusste Frau, Euripides gestaltete den Mythos um. In seiner Fassung handelt Medea aus Eifersucht und rächt sich durch die Ermordung ihrer gemeinsamen Kinder an ihrem untreuen Ehemann. Die junge Königstochter Medea hat sich ausgerechnet in den fremden, schönen, feindlichen Helden Jason verliebt. Er ist mit seinen Argonauten aus der sich zivilisiert nennenden Welt Griechenlands ins rauhe Kolchis gekommen, um von den 'Barbaren' die Auslieferung des legendären „Goldenen Vlieses“ zu fordern. Aietes, Medeas Vater, denkt jedoch mitnichten daran, den überheblichen Invasoren das Heiligtum zu überlassen. Er fordert Jason zu über-menschlichen Kraftproben heraus. Medea weiß, dass Jason keine Chance hat ohne ihre Kenntnis der uralten kolchischen Magien und Zaubermittel. Ihre Hilfe würde Verrat an ihren eigenen Leuten bedeuten. Medea hadert, aber kein Zweifel kommt ihrem Gefühl für diesen Mann bei. Sie entscheidet sich für Jason, der mit seinem Sieg den Zorn Aietes' auf sich zieht und nun Medea die gemeinsame Flucht auf dem Schiff Argo und die spätere Heirat anbietet. Für dieses Versprechen lässt Medea alles hinter sich und nimmt unterwegs auch noch den grausamen Mord an ihrem Bruder in Kauf und eine dramatische Flucht des ungleichen Paares von Insel zu Insel. "In der Fremde/Zu Hause" heißt es im zweiten Teil und nun ist Medea fremd in Jasons Heimat. Nichts von dem, was Medea sich für die Zukunft erträumt hatte, ist in Erfüllung gegangen. Von mächtigem Königreich und üppigem Erbe ist schon längst nicht mehr die Rede, die Karriere ist ins Stocken geraten, das Vlies längst wertlos, und auch die Liebe hat sich merklich abgekühlt. Der einstige Kämpfer wider Willen ist auch im Privatleben kein Held. Statt in den Palast hat er Medea ins Reihenhaus geführt, und seine Abenteuer besteht er nun bei einer anderen. Und Medea, die komische Fremde aus alten Zeiten, würde er ganz gerne wieder loswerden, samt Küchenmief und Kinderschar. "Ich kann nicht mehr. Aber lass uns Freunde bleiben", schlägt er vor, mit gutem Grund: "Wenn dies hier eine Ehe ist, dann ist jeder Bürgerkrieg auch eine". Um den alten Traum vom großen Glück zu retten, besinnt Medea sich auf ihre Wurzeln und greift zum Letzten: Im kleinbürgerlichen Ehekrieg müssen schließlich selbst die Kinder dran glauben. "Eine Bearbeitung, die uns den antiken Mythos in einer äußerst eindringlichen Version nahe bringt", schrieb die Frankfurter Rundschau anlässlich eines Gastspiels der belgischen Ur-Inszenierung des Stückes. Diese Medea-Variante setzt viel früher ein als bei Euripides: Medea ist eine junge Frau, die sich in einen Abenteurer aus der großen weiten Welt verliebt. Ihre Liebe ist so ungestüm, dass sie gegen sämtliche gute Sitten verstößt. Und plötzlich versteht man, welche hohen Erwartungen auf dieser Liebe lasteten. Der zweite Teil ist ein moderner Geschlechterkampf, ein Ehekrieg. Der belgische Autor Tom Lanoye, hierzulande bekannt für seine Shakespeare-Bearbeitung »Schlachten!«, erzählt in heutiger Sprache von den Irrungen und Wirrungen eines der großen Liebespaare der Weltliteratur. Er schafft den Sprung in die Gegenwart, ohne die archaische Wucht der Vorlage preiszugeben.mit: Chris Nonnast (Medea), Ralf Lichtenberg (Jason), Matthias Winde (Aietes / Ägeus), Peter Greif (Telamon / Dienerin), Olaf Danner (Idas / Sportlehrer), Aurel Bereuter (Apsyrtos), Marcus Staab Poncet (Apsyrtos), Manuela Brugger (Chalkiope / Kirke), Daniel Breitfelder (Frontis), Christian Bo Salle (Frontis), Enrico Spohn (Melas), Sebastian Gerasch (Melas), Susanne Engelhardt (Kreusa)
- Regie:
- Martin Schulze
- Bühne:
- Ulrich Leitner
- Kostüme:
- Ulrich Leitner
- Musikalische Leitung:
- Andreas Dziuk
Premiere am
Werkstatt/Junges Theater