Die Dreigroschenoper
von Bertolt Brecht nach John Gays »The Beggar’s Opera«
Musik von Kurt Weill
Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm. Wenn ein berüchtigter Ganove plötzlich von der Liebe übermannt wird, so dass er wenigstens zunächst bereit ist, alles dafür zu geben, kann dies unter Umständen das eigene Leben bedeuten. Diese Erfahrung macht Macheath, Boss eines florierenden Gangsterunternehmens, der sich, kaum dass er die bezaubernde Polly Peachum kennen gelernt hat, innerhalb von wenigen Stunden vor dem Traualtar und nach wenigen Tagen in der Nähe des Galgens wiederfindet. Auch Polly erlebt nur wenige Stunden des Glücks. Denn für Jonathan Peachum, Chef einer Firma, die Bettelei organisiert, damit Herrscher über Londons Straßenbettler, bedeutet die Nachricht von der Ehe seiner Tochter mit diesem „Helden“ fast den Ruin. Er ist nicht bereit, seine beste Kapitalanlage, das Aushängeschild seiner Firma für bürgerlichen Anstand, an diesen Halunken zu verschenken. Um seinen unliebsamen Schwiegersohn loszuwerden, verlangt er die sofortige Verhaftung von Macheath. Sollte Polizeichef Tiger Brown, ein alter Kriegskamerad von Macheath, dazu nicht bereit sein, wird es am Tage der Krönung eine gewaltige Bettlerdemonstration geben. Was wird dann aus Browns Karriere? Der „Dreigroschenoper“ verdankt der junge Brecht seinen Ruhm und gute Einkünfte. Vorlage war die „Bettleroper“ von John Gay aus dem 18. Jahrhundert. Besonders die Musik von Kurt Weill machte die Neufassung weltberühmt und Mackie Messer, wie Macheath sich nennt, zur bekanntesten Figur Brechts. Dabei profitierte er mit dem Stück von der „Erziehung durch Revue“ des Publikums und lieferte gleichzeitig eine Erziehung der Revue. Er hat das später selbst verschleiert, war im der Erfolg doch selbst nicht ganz geheuer. Beruhend auf der Erkenntnis „Die Vorliebe des Bürgertums für Räuber erklärt sich aus einem Irrtum: ein Räuber sei kein Bürger. Dieser Irrtum hat als Vater einen anderen Irrtum: ein Bürger sei kein Räuber.“ greift Brecht zu einem Kunstgriff. Er kritisiert die Verhältnisse, indem er sie umkehrt und die zwielichtigen Gestalten der Unterwelt zu ganz normalen Bürgern macht- und damit diese als Räuber erscheinen lässt. Ob Macheath Gangstergewerbe oder Peachums scheinheiliges Unternehmen, beide vertreten nur eine neue Art von Unternehmertum und bedienen sich dabei bürgerlichen Methoden und Regeln. Die bekannte Ingolstädter Band "slut" wird die Musik von Kurt Weill live auf der Bühne spielen.mit: Norbert Aberle (Macheath, genannt Mackie Messer), Matthias Winde (Jonathan Jeremiah Peachum), Sabine Wackernagel (Celia Peachum), Chris Nonnast (Polly Peachum), Wilhelm Schlotterer (Brown, Polizeichef), Eva Rodekirchen (Lucy, seine Tochter), Karen Schweim (Die Spelunken-Jenny), Rolf Germeroth (Smith), Karlheinz Habelt (Pastor Kimball), Aurel Bereuter (Filch), Sascha Römisch (Walter), Gunter Heun (Matthias), Peter Reisser (Jakob), Peter Greif (Ede)
- Regie:
- Peter Rein
- Musikalische Leitung:
- "slut"
- Choreografie:
- Thorsten Kreissig
- Bühne:
- Bodo Demelius
- Kostüme:
- Bodo Demelius
Premiere am
Großes Haus