Die Bakchen
Tragödie von Euripides
In der grausamsten Tragödie der europäischen Theaterliteratur, den »Bakchen«, er-zählt Euripides von der tödlichen Konfrontation zweier sich ausschließender Lebens-formen: den Kampf des thebanischen Königs Pentheus gegen den ekstatischen Kult des Dionysos. Macht ist das Stichwort, um das sich alles dreht. Nach Macht und Anerkennung strebt Dionysos, Gott des Rausches und der Fruchtbarkeit. Pentheus, Thebens Kö-nig, verweigert ihm den Kult. Dionysos, kommt in menschlicher Gestalt mit einer Gruppe von Bakchos-Verehrern nach Theben, eine Strafe über die Stadt zu verhän-gen: Die Frauen von Theben versetzt er in mänadische Raserei und packt König Pentheus bei seiner verdrängten Triebhaftigkeit, bringt ihn dazu, in Frauenkleidern dem vermeintlich orgiastischen Treiben der Bakchen zuzusehen. Von denen aber wird Pentheus entdeckt und in Stücke gerissen. Agaue, die Mutter des Pentheus, ist Anführerin dieser Mänaden. Sie trägt, noch ganz in Ekstase entrückt, den Kopf des Pentheus in die Stadt, im Glauben, es handele sich um das Haupt eines erlegten Löwen. Als Agaue, geleitet von ihrem Vater Kadmos, aus der Besessenheit erwacht, ist der Schrecken des Erkennens maßlos. Dionysos aber hat sein Strafgericht vollzo-gen. Die Sippe des Königs wird aus Theben verbannt. Euripides, der jüngste der drei großen griechischen Tragödiendichter nach Aischylos und Sophokles) wurde 480 oder 485 v. Chr. vermutlich in Salamis geboren. Er starb 406 in Pellas am Hof des makedonischen Königs Archelaos. Aristoteles nannte ihn den „tragischsten aller Tragiker“, weil er die Psyche des Menschen am tiefsten aus-gelotet habe. Und noch Alfred Kerr, der bedeutendste deutsche Theaterkritiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sah in ihm den „Vater der Bühnenkunst“. Euripi-des setzte die Erkenntnis des Philosophen Protagoras, dass der Mensch das Maß der Dinge sei, in dramatisches Geschehen um und entmythologisierte dabei die un-abwendbare Schicksalsbestimmung „von oben“. Seine Helden wurden nur scheinbar vom Olymp aus gelenkt. Damit löste er das Theater vom Kultischen und stellte es in den Dienst der Aufklärung über die Rolle des menschlichen Bewusstseins und die Verantwortlichkeit des Individuums für sein Handeln. Die Tragödien des Euripides haben auf die europäische Dramatik großen Einfluss ausgeübt, nicht zuletzt wegen ihrer beeindruckenden Frauengestalten, an deren Ge-schichte vor allem das Theater unserer Zeit immer wieder Exempel der Emanzipation oder deren Verhinderung statuiert. Die große emotionale Kraft der Vorlage verlangt gemäß der Tradition des antiken Theaters eine offene Raumlösung.mit: Olaf Danner (Dionysos), Johannes Langer (Pentheus), Norbert Aberle (Pentheus), Peter Greif (Teiresias), Karlheinz Habelt (Kadmos), André Felgenhauer (1. Bote), Gesine Lübcke (Agaue), Adelheid Bräu (Chor der Bakchen), Bettina Fritsche (Chor der Bakchen), Rebecca Kirchmann (Chor der Bakchen), Simone Oswald (Chor der Bakchen), Eva Rodekirchen (Chor der Bakchen), Bettina Schmidt (Chor der Bakchen), Claudia Steiger (Chor der Bakchen)
- Regie:
- Pierre Walter Politz
- Bühne:
- Birgitta Lohrer-Horres
- Kostüme:
- Birgitta Lohrer-Horres
- Musikalische Leitung:
- Gundolf Nandico
Premiere am
Kleines Haus