Wir sind noch einmal davongekommen
Schauspiel von Thornton Wilder
„Kein Schriftsteller, dessen Absichten nicht lehrhaft angehaucht wären. Das erst bringt die Maschine in Gang“ behauptete der amerikanische Dramatiker Thornton Wilder in einem Interview. Er ist der größte Humorist unter den amerikanischen Dramatikern des 20. Jahrhunderts, dessen Hymnen auf das Leben mit den raffiniertesten Mitteln eine Welt erschaffen, in der alles seinen zumindest erkennbaren Platz hat. Er ist Optimist und ein durch Geist, Witz, Jux und Ironie getarnter Sonntagsprediger, der sein Werk „die Orchestrierung von Gemeinplätzen“ genannt hat. Angeregt durch das moderne europäische Theater der zwanziger Jahre ist er ein Gegner der Guckkastenbühne, einer, der die Bühne entrümpelt. So entsteht eine einzigartige Mischung aus dem Welttheater Calderons und Volkstheater. Das Stück ist eine Menschheitsrevue, geschrieben 1941, deren Aktualität solange bestehen bleibt, wie der Weltuntergang gerade noch einmal verschoben wird. „Das Gedächtnis der Menschheit für gerade überstandene Schrecken ist erstaunlich kurz“ bilanziert Brecht. Die Familie Antrobus lernen wir in drei Stationen kennen: in der Eiszeit, vor der Sintflut und nach dem letzten großen Krieg, wenn sie aus den Kellern des Krieges kriechen. Die Familie lebt am Anfang in einem gemütlichen Heim in New Jersey, hält sich Dinosaurier und Mammut als Haustiere. Der Vater hat sich aus dem nichts emporgearbeitet, das Rad erfunden, Alphabet und Dezimalsystem auch und das Bierbrauen. Mutter begnügte sich mit der Erfindung der Schürze und hütet das Feuer. Sohn Henry erschlug seinen Bruder und trägt deshalb das „Kainsmal“ auf der Stirn und Tochter Gladys überlegt noch, wem sie nacheifern soll. Und dann ist da noch das Dienstmädchen Lily Sabina, die auch noch Adams Geliebte ist. Als im 1.Akt das Eis immer näher rückt, möchte der Vater schon aufgeben, das Feuer löschen, aber die Tochter verführt ihn zum Leben und so lässt er sie Einmaleins und Bibel lernen, weil die Menschheit es noch brauchen kann. Im zweiten Akt ist Mister Antrobus zum Präsidenten des Ordens der Säugetiere gewählt worden und gibt die Losung aus: „Amüsiert euch“. Er geht voran und wählt das Dienstmädchen zur Schönheitskönigin, will sich scheiden lassen. Doch seine Frau kauft Regenmäntel, bringt die Familie samt Dienstmädchen in die Arche und rettet sie. Im 3. Akt bekommt die Tochter von irgend jemand ein Kind, der Sohn kehrt als feindlicher General zurück und doch fasst der Vater Mut, ermutigt durch die überlieferten Ideen und fängt wieder von vorn an, mit neuen Ideen neuen Katastrophen entgegen. Der kleine Mann des Alltags - der den Gang der Weltgeschichte über sich ergehen lässt - gut oder böse, erfindungsreich oder zerstörerisch, liebend oder hassend.mit: Gregor Trakis (Ansager), Chris Nonnast (Sabina), Gesine Lübcke (Mrs Antrobus), Sascha Römisch (Mr Antrobus), Bettina Schmidt (Gladys), Reinhard Maier (Henry), Karlheinz Habelt (Mr Häbelt), Johannes Langer (Mr Längör), Peter Reisser (Mr Reissör), Enrico Spohn (Mr Spoon), Gunnar Titzmann (Mr Titzmän), Stephan Kanyar (The Big Mad Piano), Aurel Bereuter (Henry), Gunter Heun (Mr Heumann)
- Regie:
- Schirin Khodadadian
- Bühne:
- Carolin Mittler
- Kostüme:
- Carolin Mittler
- Musikalische Leitung, Arrangements, Einstudierung:
- Stephan Kanyar
Premiere am
Großes Haus