Yvonne, die Burgunderprinzessin
Schauspiel von Witold Gombrowicz
Yvonne ist hässlich, apathisch und weiß nicht einmal, dass man sich vor dem König verbeugt. Trotzdem schlägt Prinz Philip die Avancen der hübschen Hofdame Isa in den Wind und verlobt sich aus Opposition mit der unmöglichen Yvonne. Warum soll er sich einem Gesetz der Natur unterwerfen, welches zwingt, nur die Schönheit zu lieben. Versuchen alle zunächst, Haltung zu bewahren, gerät das majestätische Gefüge der Hofgesellschaft bald beträchtlich ins Wanken. Auf seltsame Weise werden die Unzulänglichkeiten der Burgunderprinzessin zum Spiegel eigener peinlicher Schwächen und Fehler. Die Anwesenheit der Unperson wird zu einem einzigen Affront gegen die zeremonielle Ordnung des kleinen Königreiches und verwandelt es in eine Brutstätte der Ungeheuerlichkeiten. Yvonne muss weg. Normalität muss wieder her. Ein in schöner Solidarität von jung und alt organisierter Mord soll wieder Ruhe und Ordnung schaffen. Der polnische Schriftsteller Witold Gombrowicz schrieb 1935 diese märchenhaft-groteske Parabel. Der wundersame Königshof scheint nicht weit entfernt von modernen Gesellschaften und ihrem Umgang mit dem Andersartigen. Der Autor nannte das Stück eine Clownerie und Tragödie, „mit dem zynischen Blick fünfzehnjährigen Bengels gesehen, mit der enthemmten Schamlosigkeit der Kindheit.“ Es ist die Parodie der Shakespeareschen Königsdramen und beschreibt den Aufstand der Jugend gegen die Konvention und die lähmende Wiederkehr des Ewig-Gleichen. Doch er führt zu keiner neuen Freiheit, war nur ein Sturm im Wasserglas, der in einem Rückfall in die bequeme alte Ordnung endet. Der über zwanzig Jahre im argentinischen Exil lebende Autor war Repräsentant einer extremen Lebensform, die überall aneckte und im Widerspruch zur gewachsenen Konvention seiner polnischen Landsleute und deren Literatur stand. Sein Grundthema ist die Unreife des Menschen. Das Stück erinnert sehr an Alfred Jarrys KÖNIG UBU und gehört heute zu den wichtigsten Stücken der Moderne. Premiere ist am 07. Februar 2003.mit: Christian Bormann (Tante Yvonnes), Manuela Brugger (Königin Margarethe), Heimo Essl (Cyryll, ein Freund des Prinzen), Peter Greif (Zyprian), Johannes Langer (Innozenz, ein Höfling), Sascha Römisch (König Ignaz), Maren Scheel (Isa, eine Hofdame), Dietrich Schulz (Kammerherr), Enrico Spohn (Prinz Philipp, Thronfolger), Gregor Trakis (Tante Yvonnes), Martin Wangler (Valentin, ein Diener)
- Musikalische Leitung:
- Stephan Kanyar
- Bühne:
- Carolin Mittler
- Kostüme:
- Carolin Mittler
- Regie:
- Dominik von Gunten
Premiere am
Großes Haus