It´s not easy
Eine Austreibung
Mit der Musik von Martyn Jacques (The Tiger Lillies) und Nina Wurman
Angesichts der Witterungsverhältnisse im Oktober hat sich das Produktionsteam dazu entschieden, die Wiederaufnahme von »It´s not easy« in abgewandelter Form anzubieten und die Aufführungsdauer zu verkürzen. Eine Stunde lang wird die vierköpfige Band um Nina Wurman zusammen mit den Schauspieler*innen die Songs der Tiger Lillies zum Besten geben. So erwartet die Zuschauer*innen ein Liederabend vor der beeindruckenden Kulisse des Reduit Tilly. Getränke dürfen selbst mitgebracht werden. Für Outdoor-Veranstaltungen wie diese gilt während der Vorstellung KEINE MASKENPFLICHT mehr!
Covid 19 verhinderte über mehr als 12 Monate genau das, was Schauspieler*innen und Musiker*innen immer tun, live auf der Bühne zu sein und vor Publikum zu spielen. Wie der Rest des Planeten waren auch die »Tiger Lillies« eingesperrt und ohne Hoffnung auf ein Entkommen. Bis Martyn Jacques, der Songwriter und Komponist des britischen Trios via Zoom die Isolation verlässt und sich mit dem Bandmitglied Adrian Stout trifft; Martyn Jacques im Studio in Berlin und Adrian Stout im Studio in Athen. Ausgerüstet mit Hammond-Orgel, Musiksäge, Maultrommeln, Akkordeon und Kontrabass entstehen Lieder über den Wahnsinn Covid. Das Album Covid 19 spiegelt satirisch, voll von tiefschwarzem Humor, unendlich traurig, dann wieder irrsinnig komisch, einen Teil davon wieder, was jede und jeder Einzelne erfahren musste: ein Leben mit der Pandemie.
Diese Songs sind es, die mitten in eine alptraumhafte Versammlung, bestehend aus schauerlichen und seltsam verwahrlosten Gästen führen. König Pest aus der gleichnamigen Erzählung von Edgar Allan Poe ist der makabre Gastgeber. In eben diese Festlichkeit, im Weinkeller eines Bestattungsunternehmers, verschlägt es die beiden völlig betrunkenen Seeleute namens Long Legs und Hugh Tarpaulin. Eine Zeitreise beginnt. Die Seeleute werden in verschiedene Jahrhunderte geschleudert. Sie erleben wie hysterischer Aberglaube, verheerende Armut und fake news die Pandemien begleiteten. Sie tauchen in das London des 15. Jahrhunderts ein, in dem die Pest wütet, dann nehmen sie an einem barocken Leichenschmaus irgendwo in Russland teil (Alexander Puschkin: Das Festmahl, übersetzt von Rosemarie Tietze), untermalt mit melancholisch schöner Musik, komponiert von Nina Wurman, und landen plötzlich wieder in der Gegenwart, in der neue Schlagwörter und Realitäten wie Lockdown, Neuinfektion, Kontaktsperre, Social Distancing die Corona-Pandemie charakterisieren. Wo auch immer sie ihre Zeitreise führt, sie werden Zeugen von rauschhaften gruseligen Ekzessen, schaurigen Ritualen und feucht fröhlichen Partys mit denen Krankheit und Tod ausgetrieben werden sollen.
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mit: Manuela Brugger, Mira Fajfer, Ulrich Kielhorn, Judith Nebel, Richard Putzinger, Antje Rietz, Teresa Trauth, Victoria Voss
- Bass, Akkordeon, Singende Säge:
- Nina Wurman
- Akkordeon, Keyboard:
- Margit Sonnauer
- Schlagzeug, Percussion:
- Tilman Herpichböhm
- Gitarren, Bass:
- Hubert Steiner
- Regie und Fassung:
- Knut Weber
- Musikalische Leitung, Arrangements, Einstudierung:
- Nina Wurman
- Videografie:
- Stefano Di Buduo
- Ausstattung:
- Monika Gora
- Skulpturen:
- Katrin Busching, Andrea Fisser, Monika Gora, Susanne Hiller, Markus Jordan, Simone Manthey
- Dramaturgie:
- Gabriele Rebholz
- Inspizienz:
- Rowena Haunsperger
- Regieassistenz:
- Verena Wais
- Soufflage:
- Theresa Derksen-Bockermann
- Theatervermittlung:
- Bernadette Wildegger
Premiere am
Reduit Tilly
»Wunderschön ist der theatrale Raum, der sich in diesem Teil der Landesfestung am südlichen Donauufer auftut. Das Publikum sitzt an Zweiertischen. Eingerahmt von sonderbaren Wesen, halb Mensch, halb geflügeltes Insekt, Vogelgeistern, Seifenblasen spuckenden Blütenknospen, Corona-Tyrannen. Vor dem klassizistischen Bau wurde eine kleine Bühne errichtet, in deren Zentrum die Musiker um Nina Wurman Platz finden, die ganz und gar den Tiger-Lillies-Style verinnerlicht haben – samt weiß geschminkten Gesichtern und singender Säge. Im Halbrund davor thronen die Diven in ihren Särgen. Und da haben Ausstattung (Monika Gora) und Make-up ganze Arbeit geleistet: Hohlwangige Matronen in Kleidern von verwesender Pracht sieht man da, schwindsüchtige Mädchen, toughe Zombieprinzessinen, zweifelhaft-üppige Gossenschönheiten, mit Corona-Krone oder zierlichem Schiffswrack im hochtoupierten Haar. Herrlich sind sie anzusehen. Und wie sie singen! Manuela Brugger, Mira Fajfer, Judith Nebel, Teresa Trauth, Victoria Voss und Antje Rietz (für ihre Trompete wurde ein eigener kleiner Sarg gezimmert) bilden ein formidables Frauen-Sextett […]. Preziosen sind diese Songs. Mit Hingabe und Witz gleichermaßen interpretiert. Eindringlich. Betörend. Virtuos. Kraftvoll. Unsagbar traurig. Unsagbar schön. […] Der Abend ist unterhaltsam […]. Er lebt von wildpoetischen Bildern (auch solchen, die Stefano Di Buduos Videokunst im Dunkel auf die Wände malt), von dieser exzessiven schwermütig-gaukelnden Musik und den spielwütigen Akteuren […]. […] ›It’s not easy‹ ist ein Abend gegen den Lockdown-Blues. Nach zweidreiviertel Stunden gibt es dafür langen Applaus.«
» ›I’ts not easy‹ ist ein unüberhörbarer, unübersehbarer Aufstand gegen den Untergang, ein knapp dreistündiger, erfolgreicher Exorzismus, mit dem das Ingolstädter Stadttheater sich und seinem Publikum nach so langer, entbehrungsreicher Zeit die Pandemie-Lähmung ausgetrieben hat. Die solchermaßen kulturell wiederbelebten Premierengäste jubelten.«
Regisseur Knut Weber hat »ein schaurig furioses Panoptikum der Lebenslust in Todesnähe, des verzweifelten Aufbegehrens, der Ängste, Wut und Trauer in Zeiten der Epidemien, ob Pest in London oder Covid heute auf die neue Freilichtbühne des Stadttheaters Ingolstadt im Reduit Tilly gebracht: morbid, grotesk, komisch und melancholisch. Und mit einem grandios singenden Ensemble!«