Einige Nachrichten an das All
Wolfram Lotz
Eigentlich ist eh alles egal. Die Welt ist dabei, zu explodieren. Das will der LDF, der Leiter des Fortgangs, so aber nicht auf sich sitzen lassen. Bevor alles vorbei ist, sendet er einige Nachrichten an das All. Sprachbotschaften, die in den Weltraum gesendet werden, in der vagen Hoffnung, dass sie eines fernen Tages in einer noch ferneren Galaxie von Außerirdischen empfangen und entschlüsselt werden. Aber was erzählt man einem Alien – zumal, wenn es aus Datengrößengründen nur ein Wort sein darf?
Wolfram Lotz’ »Einige Nachrichten an das All« wurde von der Frankfurter Rundschau anlässlich der Österreichischen Erstaufführung als »das größenwahnsinnigste, klügste, unfasslichste und unverschämteste Stück der Gegenwartsdramatik« bezeichnet. In seinem grotesken Gedankenexperiment widersetzt sich Lotz jedweden Konventionen von Struktur, Logik oder Theater. Damit erschafft er eine Poesie, die in ihrem Oszillieren zwischen grobschlächtigem Humor und philosophischer Hingabe, abstrus romantisch und ausnehmend komisch zugleich ist.
Bitte beachten Sie, dass beim Stück »Einige Nachrichten an das All« Stroboskopeffekte zum Einsatz kommen.
mit: Karolina Nägele (Schwester Inge / Dicke Frau), Jan Beller (Lum), Philip Lemke (Purl), Michael Amelung (Alleinerziehender Klaus), Theresa Weihmayr (Politikerin / Unhold), Sarah Schulze-Tenberge (LdF), Jan Gebauer (Rafinesque), Greta Voss (Hilda), Emma Putzinger (Hilda), Felix Steinhardt (Kleist)
- Regie:
- Mareike Mikat
- Ausstattung:
- Jürgen Kirner
- Musik und Sound:
- Enik
- Dramaturgie:
- Sarah Schnoor
- Regieassistenz:
- Lisa-Maria Schacher
- Künstlerisch-technische Produktionsleitung:
- Manuela Weilguni
- Ausstattungsassistenz:
- Heloá Pizzi Mauro, Stefanie Schweiger
- Theatervermittlung:
- Bernadette Wildegger
- Inspizienz:
- Eleonore Schilha
- Soufflage:
- Susanne Wimmer
Premiere am
Kleines Haus
»Die Premiere am Mittwochabend wurde nach knapp zwei Stunden laut und anhaltend beklatscht. Denn der Inszenierung gelingt auf verblüffende Weise, die Balance zu halten zwischen Exaltiertheit und Poesie, Wahnwitz und Anmut, Zartheit und Klimbim, Tragik und Komik. Es geht um Leben und Tod, wie wir die Zeit dazwischen füllen oder uns Hoffnung machen auf ein Darüber hinaus. […] Regisseurin Mareike Mikat hat für diesen tragikomischen Reigen ein fulminantes Ensemble zur Verfügung. Im Zentrum stehen natürlich Jan Beller und Philip Lemke als Lum und Purl, die ein berührendes Clownsduo abgeben. […] Szenenapplaus gibt es für Sarah Schulze-Tenberge, die als ›Leiterin des Fortgangs‹ die Unterhaltungsshow moderiert, in der sie Persönlichkeiten aus Medien und Historie nötigt, das Konzentrat ihres Seins in einem Wort als Nachrichten ans All zu senden. […] Herrlich in seiner Hysterie auch Felix Steinhardt als Kleist, dem Emma Putzinger als tote Hilda Paroli bietet. Jan Gebauer glänzt als Forscher Rafinesque mit beflissener Affektiertheit. Karolina Nägele sorgt als dicke Frau im Fatsuit mit schamhaftem Kleinmädchen-Charme für aberwitzige und stille Momente. Theresa Weihmayr wird als phrasendreschendes wie orientierungsloses Sahra-Wagenknecht-Lookalike bejubelt und Michael Amelung gibt den ferngesteuerten, trauernden Vater. […] Immer wieder gelingen den Schauspielern mit Energie, Präzision und Fantasie virtuose Kabinettstückchen. […] Soviel ist klar: Den Sinn des Lebens wird man an diesem Abend nicht finden. Dafür eine Theaterwelt so traurig und schön, so bizarr und bunt, dass man sich beherzt weiter auf die Suche begibt. Langer Applaus!«
Gesamten Artikel lesen
»›Einige Nachrichten an das All‹ ist ein ebenso tiefsinniges wie durchgeknalltes Stück, das eine nicht zu bewältigende Fülle an Geschichten aufmacht […]. Absurdes Theater und TV-Show, lustiges Kinder-Krippenspiel und pathetischer Monolog, das Theater als Metapher für Sinnkrisen der Menschen in einem nicht mehr durchschaubaren Wirrwarr aus Banalitäten und existentiellen Schicksalen, eine Zutatenliste für Gemüsepfanne und ein totes Kind, das mit dem toten Dichter Kleist, der irgendwie auch DDR-Bürger war, in einem Fernsehstudio über das Sterben spricht, sarkastischer Witz und tiefe, auch sentimentale Traurigkeit, absurde Zufälle und die Angst vor der Leere, die mit unzählbaren Freizeitaktivitäten, Studien und Praktika ausgefüllt wird, wie sie eine TV-Moderatorin in einem aberwitzigen Aufzählungsmonolog darlegt. Diese ›Leiterin des Fortgangs‹ versucht in der Attitüde einer TV-Entertainerin, Struktur in das Chaos zu bringen, das Wesentliche herauszufiltern. […] Was für ein wunderbar sarkastischer Humor!«
Gesamten Beitrag zum Reinhören