Rose und Regen, Schwert und Wunde
Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare
Eine Bearbeitung für fünf Schauspieler von Beat Fäh • Deutsch von Erich Fried • Ab 14 Jahren
Liebeschaos. Wer liebt wen, warum so heftig und dann plötzlich doch nicht mehr ? Eine Liebesnacht voller Irrungen und Wirrungen – oder war doch alles nur ein Traum ? Lysander liebt Hermia und Helena liebt Demetrius. Doch Demetrius liebt Hermia. Im Wald, wohin sie vor der Erwachsenenwelt geflohen sind, treffen sie auf Puck. Um das Liebeswirrwar aufzulösen, wendet der Waldgeist einen Zauber an. Doch statt Klarheit schafft er Chaos: »Was hab ich getan? Jetzt hat mein Irrtum alle so verwirrt, dass Liebe Hass, nicht Hass zu Liebe wird.« Erneut greift er ein, um seinen Fehler wieder gut zu machen – und macht alles noch schlimmer.
Beat Fäh hat 1989 den Shakespeare’schen »Sommernachtstraum« für junge Zuschauer bearbeitet, dabei hat er sich auf die vier Liebenden konzentriert, die keiner bestimmten Epoche und keinem geographischen Ort zuzurechnen sind. Hermia, Lysander, Helena und Demetrius sind zeitlos Liebende. Durch die Beschränkung auf diese beiden Paare ist es Beat Fäh gelungen, die Verbindung zwischen dem vor mehr als 400 Jahren verfassten Text und dem Lebensgefühl junger Menschen heute greifbar zu machen. Über ihr Interesse an »Klassikern« sagt die Regisseurin Julia Mayr: »Die Arbeit an ›Werther‹ hat mir Lust auf mehr gemacht. Es ist eine besondere Aufgabe, einen Klassiker für junge Menschen erleb- und fühlbar zu machen. Ich freue mich, mit dem ›Sommernachtstraum‹ erneut einen klassischen Text für junges Publikum auf die Bühne zu bringen. An der Bearbeitung von Beat Fäh gefällt mir die Konzentration auf die Liebesverwicklungen der vier jungen Protagonisten. So wird eine Brücke zur jungen Generation von heute geschlagen.«
mit: Benjamin Dami (Demetrius), Paula Gendrisch (Helena), Linda Ghandour (Hermia), Steven Cloos (Lysander), Olivia Wendt (Puck)
- Regie:
- Julia Mayr
- Ausstattung:
- Dietlind Konold
- Video:
- Stefano Di Buduo
- Musik:
- Christian Neuburger
- Choreografie:
- Annette-Ena Taubmann
- Dramaturgie:
- Paul Voigt
- Regieassistenz/ Inspizienz/ Soufflage:
- Johanna Landsberg, Chiara Hunski
- Theatervermittlung:
- Magdalena Rozniakowska
Premiere am
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»Regisseurin Julia Mayr hat das Liebeschaos, das die geflüchteten Athener Paare durchleben und durchleiden, mit viel Witz und rasantem Tempo in Szene gesetzt, ihre Schauspieler agieren mit intensivem Körpereinsatz und überbordender Spielfreude und der hohe, poetische Ton der Erich-Fried Übersetzung kommt ihnen federleicht über die Lippen. Liebe und Eifersucht, wechselseitige Begierden und zerbrechende Beziehungen als zeitlose Thematik: Julia Mayr wählt dafür eine betörende Schwarz-Weiß-Ästhetik und hat sich von Ausstatterin Dietlind Konold eine weiße, quadratische, schräge, drehbare Spielfläche in die Werkstatt bauen lassen. […] Wundersam komisch ist der Reigen des Ver- und Entliebens, den die vier in Annette Taubmanns fantasievoller Choreografie vorführen. Sie flirten, fiebern, zaudern, zweifeln. Hier Show. Da Bangigkeit. Dort Tohuwabohu der Gefühle. Regisseurin Julia Mayr zelebriert den Wahnwitz der Liebe mit meisterhafter Komik. […] Rundum gelungen ist dieser Theaterzauber, der nach einer guten Stunde mit langem Applaus belohnt wird. Ein starker Saisonauftakt, der Lust macht auf mehr. Mehr Shakespeare. Mehr Klassiker. Mehr Junges Theater.«
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»Julia Mayr, die Leiterin des Jungen Theaters am Stadttheater Ingolstadt, hat mit ihrer fulminanten, energiegeladenen Inszenierung die Jugendfassung von Shakespeares ›Sommernachtstraum‹ auf die Bühne gebracht […]. Der Fokus liegt allein auf dem Gefühlschaos von vier jungen Menschen, aber in der von Erich Fried übersetzten blumigen Sprache von Shakespeare. […] Choreographin Annette Taubmann hat mitgeholfen, den emotionalen Ausnahmezustand dieser jungen Menschen in minutiös ausgetüftelte Körperaktionen umzusetzen. […] Ausstatterin Dietlind Konold hat mit dieser Pseudodrehbühnenschräge und den eleganten hellen Kostümen mal wieder ästhetisch und konzeptionell einen Coup gelandet. […] Aber bei allem Trubel kommt die Poesie einer Sommernacht nicht zu kurz. Dafür sorgt Chris Neuburgers minimalistisch-sphärische Musik. Und Videokünstler Stefano di Buduo zaubert ganz in Schwarz-Weiß magische Liniengeflechte auf die Bühnenschräge oder auch mal nur Lichtstreifen in den imaginären Wald. […] Nach dem ebenfalls hinreißenden ›Werther‹ ist dieser Shakespearesche Liebeswirrwarr unter dem etwas sperrigen Titel ›Rose und Regen. Schwert und Wunde‹ erneut ein herrliches Revival eines Klassikers im Jungen Theater Ingolstadt. Und kann außerdem ein Mutmacher für junge Menschen sein, auch den eigenen schwankenden Gefühlshaushalt nicht gleich auf einen whatsapp-Nachrichten-Stil herunterzufahren.«
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