The Black Rider. The Casting of the Magic Bullets
Musik und Gesangtexte von Tom Waits / Regie und Stage Design der Originalproduktion von Robert Wilson / Original Orchestration von Tom Waits und Greg Cohen
Buch von William S. Burroughs / Deutsch von Wolfgang Wiens
Wilhelm liebt Käthchen und Käthchen liebt Wilhelm. Alles könnte so schön und einfach sein. Doch Erbförster Bertram und seine Frau Anne wünschen sich für ihre Tochter keinen Amtsschreiber wie Wilhelm, sondern einen gestandenen Kerl: den Jägerburschen Robert. Wilhelm muss sich als fähiger Schütze beweisen und sucht Hilfe bei übernatürlichen Kräften: Stelzfuß, der Teufel persönlich, verspricht ihm Zauberkugeln, die jedes Ziel treffen...
US-Regie-Star Robert Wilson überschrieb 1990 die Volkssage des Freischütz mit der Musik von Tom Waits und dem Text von William Burroughs. Regisseur Brian Bell, der ursprünglich aus Texas stammt, bringt bei seiner dritten Produktion in Ingolstadt den Teufelspakt und seine verheerenden Folgen auf die Bühne des Großen Hauses. Das Stadttheater Ingolstadt zeigt zum Spielzeitauftakt das Musical »The Black Rider« statt »Fegefeuer in Ingolstadt« in der Regie von Claus Peymann. Aufgrund einer Erkrankung des Regisseurs muss diese Produktion auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
mit: Péter Polgár (Stelzfuß), Richard Putzinger (Kuno), Victoria Voss (Anne), Peter Reisser (Bertram), Theresa Weihmayr (Käthchen), Philip Lemke (Wilhelm), Enrico Spohn (Robert, Georg, Wilderer), Ulrich Kielhorn (Wilhelms Onkel), Sascha Römisch (Intro/ Herzog/ Zwischenspiel 10), Peter Christof (Bass, singende Säge), Tilman Herpichböhm (Schlagzeug), Volker Heuken (Percussion, Mallets, Special Effects), Christoph Lewandowski (Trompete, Flügelhorn, Tenorhorn), Dirk Rumig (Klarinette, Flöte, Saxophon), Christoph Schultheiß (Gitarre, Banjo), Andrea Frohn (Brautjungfer, Bote)
- Regie:
- Brian Bell
- Musikalische Leitung:
- Matthias Flake
- Stellvertretende musikalische Leitung, Korrepetition:
- Peter Wegele
- Bühne:
- Daniel Unger
- Kostüme:
- Andrea Fisser
- Kostümbildassistenz:
- Johanna Rehm
- Choreografie:
- Katja Wachter
- Dramaturgie:
- Dr. Judith Werner
- Regieassistenz:
- Alexandra Nack
- Künstlerisch-technische Produktionsleitung:
- Manuela Weilguni
- Bühnenbildassistenz:
- Manuela Weilguni, Miranda Kahlert
- Theatervermittlung:
- Bernadette Wildegger
- Inspizienz:
- Annette Reisser
- Soufflage:
- Susanne Wimmer
Premiere am
Großes Haus
»Mit Brian Bells grandioser Inszenierung des Musicals ›The Black Rider. The Casting of the Magic Bullets‹ […] hat am Samstagabend die Spielzeit des Ingolstädter Stadttheaters begonnen. Mit einem phänomenalen Péter Polgár in der Titelrolle, einem ebensolchen Ensemble und Standing Ovations […]. […] Die jüngste Inszenierung in Ingolstadt – ›The Black Rider‹ gab’s in der Saison 1998/99 schon mal – hat das Zeug zum Publikumsrenner. Weil man die Musik gar nicht mehr aus den Ohren kriegt. Weil die Bilder atemberaubend sind. Weil die Band so schräg, süß, dramatisch, verwegen tönt. Weil die Schauspieler alle göttlich spielen und singen wie die Teufel. […] Natürlich steht im Zentrum die Musik von Tom Waits, die rockt, knarzt, kracht und rumpelt, zarte Balladen und große Shownummern mischt. Fabelhaftes zaubert Matthias Flake mit seiner Combo da aus dem Orchestergraben. Und das Ingolstädter Ensemble – man kann nicht müde werden, das zu betonen – singt dazu berückend schön, wild, herzzerreißend: ›November‹ von Enrico Spohn, ›Just the Right Bullets‹ von Péter Polgár, ›The Briarand the Rose‹ als Duett der Neuzugänge Theresa Weihmayr und Philip Lemke, die übrigens beide einen vielversprechenden Einstand geben. […] Alle sind zu loben: Hoch konzentriert, energiegeladen, präzise agieren sie zwischen großer Dramatik, überbordender Komik, raffiniertem Gaukelspiel und vor allem mit poetischer Leichtigkeit in diesem englischdeutsch verdichteten Kauderwelsch. Was für ein Saisonauftakt!«
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»›Mit dem Musical ›The black Rider. The Casting of the magic Bullets‹ gelang nun ein Spielzeitauftakt nach Maß. Standing Ovations des Premierenpublikums, Jubel schon nach dem musikalischen Opening. Und schon beim ersten Blick in den schaurig schillernden Wald (Bühne: Daniel Unger) ist den Zuschauern klar, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. […] Philip Lemke und Theresa Weimayr geben ihren Einstand in Ingolstadt als wunderbar sonderbares Liebespaar. Überhaupt sind alle Waldbewohner etwas schwer von Begriff und leicht zu erschrecken. […] Ein Genuss: Andrea Fissers Kostüme zwischen Trash und Tracht. Und die Musik: Ob Revue, Rock, Blues oder Latin, das siebenköpfige Orchester (musikalische Leitung: Matthias Flake) meistert die genialen Stilbrüche der Originalvorlage und findet einen eigenen, atmosphärisch dichten Sound. Ein runder Theaterabend.«
»Das Regieteam um Brian Bell punktet mit einer hoch ästhetischen und bis in die kleinste Bewegung ausgefeilten Aufführung und einem hinreißend singenden und spielenden Ensemble. Und die multiinstrumentale Liveband unter der Leitung von Matthias Flake hat keine Mühe, das schräge Stil-Konglomerat aus süffig-eingängigen, rockigen, oder swingenden Revuenummern von Tom Waits und seine schräg-grummelnde Geräuschkulisse, etwa mit singender Säge, zum Szenenapplaus zu treiben. Viel Theatermagie ist im Spiel an diesem Abend und veritable Zaubertricks […]. […] Für Groteske sorgen auch die beiden aus dem Varieté entsprungenen Conferenciers Ulrich Kielhorn und Sascha Römisch, die hier kostümiert als barocke Zeremonienmeister mit gipsbröckelnd geschminkten Gesichtern […] das tragische Geschehen sarkastisch kommentieren […]. […] Diese Eröffnungsproduktion kann jedenfalls süchtig machen nach mehr. Mehr Theater von unserem phantastischen Stadttheater Ingolstadt.«
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»[...] Bell belässt den Stoff bei seiner Stärke, ohne noch irgendetwas übersättigend draufzubuttern […]. Stattdessen bebildert er das Stück groß, aber nicht üppig, phantastisch, aber nicht manieriert. So lässt er ihm Zeit, Platz und Raum. Das zeigt sich auch bei der Musik unter der Leitung von Matthias Flake: Die lässt mit lässiger Klangbreite und viel Spielwitz die Waits’sche Melodik sprießen, immer ein bisschen angeschrägt, immer bester Laune. So kommen die grandiosen Songs der Partitur besonders gut zur Geltung, weil auch die nicht mehr ins Pathos drängen, als in ihnen ohnehin angelegt ist, sondern sehr klar und unverstellt aus sich selbst heraus leben und glänzen. Dazu gesellt sich ein Ensemble, das spielerische und gesangliche Kompetenz treffsicher vereint – in jeder einzelnen Rolle. Eine Wucht an Charisma und Gesangsstärke ist etwa Péter Pólgar als Stelzfuß, eine Teufelsgestalt, die teuflisch gut singt und diabolisch röhrt wie ein Rockstar. Ein besonders guter Einstand ist die Inszenierung für zwei neue Darsteller im Ensemble, die gleich mal, frisch von der Bayerischen Theaterakademie weg, in zwei Hauptrollen glänzen: Theresa Weihmayr als Käthchen und Philip Lemke als Wilhelm. […] Das Publikum feierte das Ensemble am Premierenabend ausgiebig.«