In a Land called Honalee
Ein »Peter, Paul and Mary«-Abend
Der kleine Jackie Paper liebt seinen Drachen. Dass der große, grüne Puff nur in seiner Phantasie existiert – was tut das schon zur Sache. Mit ihm erlebt er Abenteuer und erkundet die Welt. Doch eines Tages ist es vorbei: »A dragon lives forever but not so little boys.« Vom Verlust der Kindheit und des staunenden Blicks auf eine Welt voller Wunder sangen 1963 »Peter, Paul and Mary«. Dabei waren die drei jungen Folksänger damals noch genauso voller Träume wie ihr Idol Martin Luther King. Als der US-Bürgerrechtler seine berühmte Rede »I have a dream« hielt, performte die Band dort im Rahmenprogramm unter anderem Bob Dylans »Blowin’ in the Wind«.
Zwei Jahre zuvor waren Peter Yarrow, Noel Paul Stookey und Mary Travers bei einem Festival gecastet worden und stürmten als Folkband »Peter, Paul and Mary« die Charts. Zahlreiche Bestseller-Alben und Konzerttouren rund um die Welt folgten. Mit seinem Liederabend will Regisseur Niko Eleftheriadis die Songs feiern, die viele bis heute mitsingen können und die zu Evergreens der Folkszene geworden sind. Doch es geht ihm auch um die Menschen hinter der Musik: »Die drei waren aktive Mitglieder der Bürgerrechtsbewegung. Ich möchte mit ›Peter, Paul and Mary‹ einen Blick auf diese Zeit werfen, aber auch ins Hier und Heute schauen und fragen: Was ist aus diesen Träumen geworden? Haben auch wir, wie Jackie Paper, die kindliche Unschuld und die Hoffnung auf eine Welt von ›Love and Peace‹ endgültig verloren?«
Hier finden Sie die Zusatzvorstellungen am 26. Februar und 13. März im Großen Haus.
mit: Marc Simon Delfs (Peter Yarrow), Matthias Zajgier (Paul Stookey), Sarah Horak (Mary Travers)
- Regie:
- Niko Eleftheriadis
- Musikalische Leitung:
- Nina Wurman
- Ausstattung:
- Heike Mondschein
- Dramaturgie:
- Dr. Judith Werner
- Regieassistenz:
- Lisa-Maria Schacher
- Künstlerisch-technische Produktionsleitung:
- Manuela Weilguni
- Theatervermittlung:
- Bernadette Wildegger
- Inspizienz:
- Heidi Groß
- Soufflage:
- Susanne Wimmer
Premiere am
Kleines Haus
»Überhaupt durchzieht Komödiantisches die gut eineinhalb Stunden wie ein roter Faden, wird die Geschichte immer wieder gebrochen, fallen die Schauspieler urplötzlich aus der Rolle. […] Mittendrin dann ein Lagerfeuermoment im wahrsten Sinn des Wortes: Das Publikum wird für einige Minuten vor das Kleine Haus gebeten, um ›in einem rituellen Akt die alte Welt zu begraben‹. […] Gänsehaut und in manchem Auge eine Träne. […] Klimawandel, Greta Thunbergs UN-Rede, AfD, Gleichberechtigung, #MeToo, Veganismus: Keine Frage, das Stück will viel – aber es hält alles. Frappierend, mit welch leichter Hand man solch schwere Themen verhandeln kann. Frappierend, wie zeitgemäß die Inhalte all der alten Lieder noch sind. Noch frappierender ist es indes, mit welcher Präzision Marc Simon Delfs, Matthias Zajgier und Sarah Horak agieren; wie sie sich die ausgefeilten Vokalharmonien von Peter, Paul and Mary zu eigen machen; mit welch unbändiger Lust sie ihre Figuren zum Leben erwecken. Was für ein anrührender, hinreißender, bisweilen herrlich alberner, zum Niederknien schöner Abend, der mit nicht enden wollendem Jubel und etlichen Zugaben ausklingt.«
»Regisseur Niko Eleftheriadis hat mit den drei wunderbaren Sänger-Darstellern Sarah Horak, Marc Simon Delfs und Matthias Zajgier - einem offensichtlich nicht nur stimmlich, sondern auch im Arbeitsprozess bestens harmonierenden Trio – einen Theaterabend entwickelt, der sich schleichend und überraschend vom lustigen Backstage-Geplänkel einer immer erfolgreicher werdenden Band über eine kabarettreif satirische Charity-Parodie zu einem hochpolitischen Abend über die Reizthemen von heute entwickelt. […] Matthias Zajgier als der eifrig aber immer höflich bemühte Komiker, Marc Simon Delfs der stoische Musterknabe, der glänzend und souverän Gitarre spielt, Sarah Horak gleichzeitig Lady im Pelz und feministisch ausflippende Furie. […] So viel Charakter, Charme und Finesse hat das Originaltrio eigentlich nie ausgestrahlt. Und die Drei singen genauso wunderbar wie die Originale. […] Und Sarah Horaks stimmliche Mittel sind einfach umwerfend. Ein musikalischer Abend, der gleichzeitig nach nichts geringerem als den Möglichkeiten von Künstlern fragt, von der Bühne aus für eine bessere Welt zu kämpfen und mit dem eigenen privaten Verhalten in Einklang zu bringen. Und dies so lustig, charmant, liebevoll und auch mal beklemmend, dass es ein reiner Genuss ist. […] Wunderbare Musik, ernste Themen, witzige Dialoge und ein Trio zum Niederknien.«
Gesamten Beitrag zum Reinhören
Das Trio, »das die Protestsong-Ikonen in ›In a Land called Honalee‹ im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt verkörpert« sei ein absoluter Glücksgriff: »die absolut unblonde, stimmstabile Sarah Horak, der nur vordergründig leise Marc Simon Delfs, ein Könner an der Gitarre, und das Kraftpaket Matthias Zajgier harmonieren nahezu perfekt. Dieses Idealklang-Trio versucht sich erst gar nicht an der Imitation der zwei schnauzbärtigen Softies und der hochgewachsenen Blondine, weder im Erscheinungsbild, noch im Ton, sondern liefert eine ebenso gefühl- wie effektvolle Interpretation ihres Repertoires auf musikalisch hohem Niveau (Musikalische Leitung: Nina Wurman). […] Die Premierenbesucher sind […] von Beginn an in Konzertstimmung und schon der erste Song vom Zitronenbaum schlägt ein. Spätestens bei ›This Land is your Land‹ muss mit Taub und Blindheit geschlagen sein, wer nicht die Bezüge zur Gegenwart entdecken wollte, die während der rund 100 Minuten immer wieder in Ton und Bild den Horizont der nostalgischen Show erweitern. […] Der Ingolstädter Peter, Paul and Mary-Abend ist ein Best-of-Ereignis von höchstem Unterhaltungswert mit viel Witz und Wahrheit, der das Zeug hat, die Spielzeit zu überdauern und Folk-Gegner zu Fans zu machen.«
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