November 1918
von Alfred Döblin
Lesung zum 100. Jubiläum der Novemberrevolution 1918
Der Kieler Matrosenaufstand vom 3. November 1918 läutete in Deutschland die Revolution und den Untergang der Monarchie ein. Am 9. November wurde dann – gleich zwei Mal – die Republik ausgerufen: Philipp Scheidemann (SPD) verkündete eine bürgerlich-demokratische Republik, während Karl Liebknecht (Spartakusbund) ein freie sozialistische Republik proklamierte. Die Novemberrevolution 1918 – eine »verspielte« und »verratene« Revolution?
Das Stadttheater Ingolstadt erinnert an den historischen Wendepunkt mit einer Lesung von Alfred Döblins Roman »November 1918«. Auf über 2000 Seiten beschreibt Döblin darin die chaotischen Umbrüche dieser Epoche. Lange Zeit vergessen, gilt der Roman inzwischen als literarisches Jahrhundertwerk. Schauspieler Ralf Lichtenberg liest aus dem ersten Band »Bürger und Soldaten«.
»Gerade für das heutige Verständnis vom Ersten Weltkrieg als ›Urkatastrophe‹ des 20. Jahrhunderts liefert der Roman einen bedeutenden Einblick in die Mentalität der deutschen Besiegten. Heute weiß man, wie sehr die Niederlage den späteren Sieg Hitlers ermöglichte, Döblin sah die Zusammenhänge lange vor jeder historischen Analyse. Formal verbindet der Autor von ›Berlin Alexanderplatz‹ die sozialkritische Psychologie eines Zola oder Dostojewski mit der modernen Erzähltechnik von James Joyce und John Dos Passos. In einem ›filmischen Stil‹, mit einer zupackenden, knappen, oft witzig-lakonischen Sprache führt Döblin seine Romanhelden durch das innere wie äußere Chaos der Zeit.« Joachim Scholl, Deutschlandfunk Kultur, 2008