Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Sibylle Berg
Ab 8 Jahren
»Falls das mit dem Hund nichts wird - könnte ich ja auch einen Außerirdischen als Freund haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass auf anderen Planeten intelligente Lebewesen wohnen, liegt bei 1 zu 1,876 Milliarden. Also, das 1 ist unwahrscheinlich.«
Mehr von der Wirklichkeit hat man mit Phantasie! Lisa ist acht – sie denkt über alles nach, was mit dem Leben, dem Internet und Außerirdischen zu tun hat. Sie hat vor allem Möglichen Angst, zum Beispiel davor, dass es immer so bleiben könnte wie jetzt: Die anderen Kinder in der Schule finden sie seltsam, weil sie Bücher über ferne Planeten liest und aus Altmetall Computer zusammenbastelt. Sie wird gemobbt, auf dem Spielplatz geärgert, keiner scheint sie zu verstehen und noch nicht mal ein Hund möchte freiwillig mit ihr zusammen sein. Sie ist so einsam, dass sie manchmal gar nicht weiß, ob sie wirklich existiert. Und Lisas Eltern? Die sind eine einzige Enttäuschung: Seit sie arbeitslos sind, hängen sie den ganzen Tag auf dem Sofa ab, hören Musik und trinken Wein. Lisa ist also ganz allein. Bis hinter ihrem Haus ein Ufo landet. Eine außerirdische Reisegruppe wirft zwar nur einen kurzen, angewiderten Blick auf die Erde, bevor sie wieder kehrtmacht, aber bei ihrer überstürzten Abreise bleibt einer von ihnen zurück: Klakalnamanazdt, von Lisa kurz »Walter« genannt. Auf Walters Planet wird vor allem gekuschelt, gespielt und sich umeinander gekümmert; kein Wunder, dass er Lisas Alltag höchst befremdlich findet. Kurzerhand macht er sich daran, in ihrem Leben aufzuräumen. »Mein ziemlich seltsamer Freund Walter« ist ein Stück über Einsamkeit und darüber, wie man auch in hoffnungslos festgefahrenen Fällen in kleinen Schritten vorwärts kommen kann. Pointiert, witzig und mitleidlos, aber mit großer Empathie für die Außenseiterin lässt Sibylle Berg ihre Heldin aus ihrer Phantasie die Kraft ziehen, um ihr Leben zu verändern. Regisseur Donald Berkenhoff sagt darüber: »Wem es auf der Erde zu blöd wird, der schaut in den Himmel. Und manchmal schaut der Himmel zurück. Mobbing, trostlose Eltern, grauer Alltag. Jetzt muss die Phantasie helfen. Türen in fremde Galaxien öffnen. Und irgendwann wird das Leben wieder bunt, denn mein bester Freund ist ein Außerirdischer. Deshalb auch: Phantasie in der Spielweise. Ein Stuhlkreis, wir reden über das tägliche Einerlei. Kostüme, Masken, Geschichten. Phantasie macht den Alltag schön.«
mit: Paula Gendrisch (4 Personen, alle spielen Alles!), Michael Amelung, Benjamin Kneser, Paul Schaeffer
- Regie:
- Donald Berkenhoff
- Ausstattung:
- Manuela Weilguni
- Regieassistenz/Inspizienz/Soufflage:
- Tamia Hainzinger
- Regieassistenz/Inspizienz/Soufflage:
- Johanna Landsberg
Premiere am
Werkstatt/Junges Theater
Durchwegs positiv ist die Kritik des Donaukurier: »[…] Regisseur Berkenhoff bettet Bergs im Grunde tieftraurige Geschichte raffiniert in eine unterhaltsame Rahmenhandlung: Bei ihm sind es vier junge Leute, die beim Campingurlaub am Lagerfeuer sitzen, singen, reden, Quatsch machen und anfangen, eine Geschichte zu imaginieren. Witzig ist das – und perfekt gemacht. Zumal die vier Schauspieler beim Geschichtenspinnen in Windeseile die Rollen wechseln. […] Und sie machen alles selbst: Musik, Sound, Lichteffekte. So einfach wie genial. Regisseur Donald Berkenhoff brennt mit seinem Schauspielerquartett Paula Gendrisch, Benjamin Kneser, Michael Amelung und Paul Schaeffer ein Feuerwerk an Ideen ab und bringt das ernste Thema mit großer Leichtigkeit in die Köpfe und Herzen des Publikums. […] Es macht einfach Spaß, den Vieren zuzuschauen […] Donald Berkenhoff beschwört auch die Kraft der Fantasie, erzählt originell, verspielt, mit Herz und Verstand.« Das Resümee lautet deshalb: »Unbedingt anschauen!«
Reizvoll, mache die Kinderstück-Aufführung die eigentliche Geschichte, die Donald Berkenhoff erfunden habe, nämlich, dass Geschichtenerzählen auch ganz anders funktionieren könne. »[…] wie im wirklichen Leben. Aus mehreren Perspektiven. Und wie in einem spontan improvisierten Theater-Spiel.« Die Produktion findet bei der Rezensentin großen Anklang: »Das Lagerfeuer-Setting, die Rollenwechsel, das Improvisieren mit Requisiten, die kleinen Streitigkeiten […] katapultiert Sibylle Bergs Geschichte auf eine wunderbar spielerische Ebene, verfremdet das soziale Umfeld , setzt komödiantische Akzente, sodass in den Vordergrund die Botschaft tritt, dass sich mit Phantasie selbst ausweglose Situationen und ein trister Alltag leichter bewältigen lassen. […] Und natürlich können die vier Darsteller dabei wunderbar ihre Spielfreude zeigen. Großartig!«
Positiv fällt die Kritik von »Mein ziemlich seltsamer Freund Walter« in der Neuburger Rund-schau/Augsburger Allgemeine aus: Donald Berkenhoff liefere »eine ebenso einfühlsame wie amüsante Regiearbeit, die in der Werkstattbühne von Klein und Groß begeistert aufgenommen wurde. […] Heitere, sanfte Pädagogik wird da geboten und zugleich ein lockeres kleines Lehrstück für die jungen Zuschauer über das, was den Reiz von Theater ausmacht. Die Rollen wechseln quer Beet […]. Die tolle Paula Gendrisch ist mal die Lisa, dann der fürsorgliche Walter oder auch ihre eigene Lehrerin. Noch heftiger geht es durcheinander bei Michael Amelung, Benjamin Kneser und Paul Schaeffer […]. Und genau das macht in der fantasieanregenden Ausstattung von Manuela Weilguni großen Spaß.«