Wege des Helden. Siegfried. (UA)
Drama von Donald Berkenhoff
»Ich werde neu geboren sein. Denn meine Geburt war ein Irrtum.«
Ein Mann erfindet sich selbst.Er kommt aus dem Herzen des Stahlgebietes. Er arbeitet in einer Schmiede, schafft sich sein eigenes Schwert. Dann macht er sich auf in die Welt der Götter seiner Väter und Vorväter. Als er zurückkommt, ist er ein anderer. Er hat die Totengöttin getroffen und mit einem Drachen gekämpft. Er hat mit einer Walküre geschlafen und ihr Treue geschworen. Er hat einen Schatz gewonnen. Und nun greift er nach der Macht. Er schreibt seine Biografie neu. Er verrät Freund und Feind und heiratet die Schwester des Königs der Burgunden. Aber die Behauptung, dass er unverletzlich sei, erweist sich als Lüge. Was von den anderen Geschichten stimmte eigentlich? Egal! Er wird als Held in den Sagenfundus eingehen. »Siegfried: Das ist die Nachtseite der Phantasie. Er schafft seinen eigenen Mythos und er geht dabei über Leichen. Seine Machtphantasien überlagern die realen Gegebenheiten. Wahrscheinlich weiß er selbst nicht mehr, wer er ist oder war. Er ist sein Produkt«, beschreibt der Autor seinen Helden. Das gesamte Nibelungen-Saga-Personal versammelt Berkenhoff um ihn. Auf der Suche nach einem geeigneten Stoff nutzt Donald Berkenhoff die isländischen Schöpfungsmythen. Eine Welt, geschaffen aus Feuer und Eis – da waren alle Feuer und Flamme. Angelehnt an die alten nordischen Mythen wird der Nibelungenstoff neu erzählt und musikalisch interpretiert.
mit: Enrico Spohn (Siegfried), Olaf Danner (Hagen v. Tronje/ Wuotan/ Angreifer/ Gripir/ Freier/ Drache), Sascha Römisch (Gunter/ Angreifer/ Alberich), Maik Rogge (Giselher/ Angreifer/ Hugin/ Freier), Peter Reisser (Gerenot/ Munin/ Freier), Manuela Brugger (Ute/ Hel), Teresa Trauth (Kriemhild/ Norne/ Mädchen), Renate Knollmann (Magd/ Norne/ Freya/ Mädchen), Andrea Frohn (Brünhild/ Norne/ Mädchen)
- Regie:
- Donald Berkenhoff
- Bühne:
- Fabian Lüdicke
- Kostüme:
- Andrea Fisser
- Video:
- Stefano Di Buduo
- Musik:
- Anders Ehlin
- Musik:
- Jakob Dinkelacker
- Co-Regie Puppenspiel:
- Dorothee Metz
- Dramaturgie:
- Johann Pfeiffer
- Regieassistenz:
- Lisa-Maria Schacher
- Künstlerisch-technische Produktionsleitung:
- Manuela Weilguni
- Theatervermittlung:
- Bernadette Wildegger
- Puppenbau:
- Dorothee Metz, Bodo Schulte, Judith Mähler
- Inspizienz:
- Falco Blome
- Soufflage:
- Ulrike Deschler
- Kostümbildassistenz:
- Johanna Rehm
- Bühnenbildassistenz:
- Maike Häber
Premiere am
Großes Haus
Rundum begeistert zeigt sich die Rezensentin des Donaukurier: »Berkenhoff greift den Drachentöter-Mythos aus der Nibelungensage und der Edda auf, mischt ihn mit aktuellen Bezügen wie der MeToo-Debatte oder Religionskonflikten und setzt ihn in einer bildgewaltigen ›Game of Thrones‹-Ästhetik und einem schauspielerisch starken Ensemble in Szene. […] Weiße Leinwände dominieren den Raum, […] sind vor allem Projektionsfläche für Stefano di Buduos elegante Schwarz-Weiß-Videos von Wasser und Wolken, neuronalen Netzen und Tapetenmustern, Nebelschwaden und Eisfeuer. All diese Bilder entwickeln in Kombination mit der Live-Musik einen Sog, dem man sich kaum zu entziehen vermag. Elektroakustische Spielereien hat sich der schwedische Komponist Anders Ehlin ausgedacht […] und gemeinsam mit Jakob Dinkelacker am Schlagzeug erzeugt er am Flügel eine mystische Atmosphäre. Berkenhoffs ›Siegfried‹ ist eine Mischung aus Fantasy-Saga und Shakespeare-Tragödie (prachtvoll die Kostüme von Andrea Fisser), eine überraschende Kombination aus immer wieder erzählten Geschichten und einem scharfsinnigen Kommentar zur Gegenwart mit vielen ironischen Brüchen und großen emotionalen Fallhöhen.« Großes Lob erhält das gesamte Ensemble, das »formidabel […] seine Rollen ausgestaltet.«
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»Berkenhoff erzählt die altbekannte Nibelungensage neu und setzt dabei auf sinnstiftende Mehrfachbesetzungen und bildstarke Effekte. So wird die weiße Bühne zur Projektionsfläche für das tosende Eismeer wie für den Rhein. […] Schlagzeuger Jakob Dinkelacker und Pianist Anders Ehlin begleiten das Treiben auf der Bühne mit atmosphärischer Musik und Percussion. […]Die Königstochter in ihrem Eispalast wurde nicht gerettet, sondern geschändet. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist keine reale. Die zugrunde liegenden Konflikte sind es wohl.«
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»Berkenhoff nähert sich dem Stoff des Nibelungenlieds mit ironischer Distanz, trivialisiert das germanische Heldengedöns. […] Köstlich ist der dramaturgisch effektvolle Kniff, die Stimme des getöteten Drachens als Siegfrieds Alter Ego durch das Stück geistern zu lassen. […] Die Inszenierung im Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt, bei der Premiere mit starkem Beifall bedacht, gestaltet sich aufwendig. Fabian Lüdickes Bühnenbild besticht durch futuristische Architektur, […] illuminiert von Stefano di Buduos atmosphärisch attraktiven Videografien. Dazu fantasievolle Kostüme von Andrea Fisser und zwischendurch Puppenspiel mit den das Geschehen kommentierenden Raben. Ganz fantastisch aber: die schier atemberaubende Neutönerei des ins Bühnengeschehen integrierten Musiker- Duos Anders Ehlin (Klavier) und Jakob Dinkelacker (Schlagzeug). Als »hervorragend« wird das Spiel von Enrico Spohn in der Rolle des Siegfried gelobt. Daneben beeindrucken »im vorzüglichen Ensemble […] besonders zwei Schauspielerinnen: Renate Knollmann als Göttin Freya mit grandiosem Gesang und Andrea Frohn.«
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Die Rezensentin des Kulturkanals beschreibt das Stück als »tragikomische Familiengeschichte, denn an die Stelle von Helden-Pathos tritt immer wieder Ironie in Form einer flapsigen Alltagssprache. […] Regisseur Donald Berkenhoff hat seinen Theatertext als multimediales Märchen mit einem Stil- und Genre-Mix aus Travestie und Musiktheater, Schauspiel und Puppenspiel, mit Nebelschwaden und Videoprojektionen und einem durchgängigen Live-Sound eindrucksvoll auf die Bühne gebracht. Mythisches und Alltagston, große Geste und Comedy sind kunstvoll verwoben. […] Die Fantasy-starken Bilder kommen aus einer stimmungsvollen Lichtregie und durch die […] Projektionen von Stefano di Buduo. Die Schwarz-Weiß-Ästhetik der Bühne von Fabian Lüdicke greift Kostümbildnerin Andrea Fisser phantasievoll auf. […] Und ein Sonderlob verdienen die von der Puppenspielerin Dorothee Metz gebauten Puppen […].«
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