Kleiner Mann – was nun?
Nach einem Roman von Hans Fallada
In einer Fassung von Luk Perceval
»Ich schlage die Entlassung aller Angestellten, die mehr als vierhundert Mark verdienen, vor.«
Arbeitslosigkeit. Die Suche nach dem Glück im Privaten. Eine Welt in Unruhe. Die Schlagworte von heute sind denen der 1930er Jahre erschreckend ähnlich: »Kleiner Mann – was nun?« fragt Hans Fallada mit seinem 1932 erschienen Roman rund um das Eheleben des kleinen Angestellten Pinneberg und seiner Frau Lämmchen. Eine ungewollte Schwangerschaft zwingt die beiden zur Heirat. Ihren Glauben, dass es mit der Liebe und dem Glück schon klappen wird, kann das nicht erschüttern. Das junge Paar träumt vom sozialen und finanziellen Aufstieg. Selbst als Pinneberg seine Anstellung verliert und sich dadurch die wirtschaftliche Not der Liebenden vergrößert, wird tapfer weiter gekämpft. Doch was kann der Einzelne in einer Welt voller Krisen und verkrusteten Strukturen überhaupt erreichen? Und wieviel Illusion prangt an den Fassaden der glitzernden Wohlstandspaläste? Regisseurin des Stücks ist Brit Bartkowiak, die schon mehrfach in Ingolstadt inszeniert hat. Zu Falladas Romanvorlage sagt sie: »Mich reizt der Text, weil es Fallada wie kaum einem anderen gelingt, warmherzig, empathisch und trotzdem mit großer Genauigkeit und Brutalität eine persönliche Geschichte des Abstiegs im Angesicht der Wirtschaftskrise zu zeichnen. Er veranschaulicht das Gefühl der subjektiven Ohnmacht, beschreibt die nagenden Existenzängste, die Scham und die politische Resignation. Anhand der Pinnebergs macht er die Entwicklung von Massenarbeitslosigkeit hin zu Wut und Verbitterung erfahrbar; doch ohne die Charaktere zu benutzen, bloßzustellen oder zu ironisieren (wie es uns heute so oft begegnet), sondern immer ehrlich und mit großem Verständnis. Er stellt die große Frage des Überlebens. Das war damals aktuell und ist es heute noch immer.«
mit: Marc Simon Delfs (Pinneberg), Mira Fajfer (Lämmchen), Victoria Voss (Frau Kleinholz, Mia Pinneberg), Sascha Römisch (Doktor Sesam, Frau Scharrenhöfer, Lauterbach, Lehmann, Herr Jänicke, Ein Germane), Peter Reisser (Kube, Heilbutt, Schauspieler), Jan Gebauer (Jachmann, Zweite Dame, Ein Anderer), Richard Putzinger (Karl, schulz, Fräulein Semmler, Erste Dame, Herr Keßler, Kunde, Frau Rusch, Schupo), Olaf Danner (Dicker Mann, Vermieterin), Renate Knollmann (Schwester, Mutter Mörschel, Ein Herr, Marie, Frau)
- Regie:
- Brit Bartkowiak
- Kostüme:
- Carolin Schogs
- Musik:
- Joe Masi
- Video:
- Stefano Di Buduo
- Dramaturgie:
- Dr. Judith Werner
- Regieassistenz:
- Alexandra Nack
- Künstlerisch-technische Produktionsleitung:
- Manuela Weilguni
- Theatervermittlung:
- Bernadette Wildegger
- Inspizienz:
- Rowena Haunsperger
- Soufflage:
- Constance Chabot-Jahn
Premiere am
Großes Haus
Regisseurin Brit Bartkowiak zaubere mit wunderbaren Schauspielern einen tollen Theaterabend auf die Bühne. »Marc Simon Delfs ist […] Pinneberg in der ganz wundervollen Dramatisierung des Romans. Er zeigt die positive Aura des bemühten Mannes, die sich abnutzt und verschwindet. Ihm zur Seite Mira Fajfer als Lämmchen mit all der Strahlkraft einer Frau voll Mut und Liebe. Beide stemmen einen Theaterabend, dessen Tempo trägt und mitreißt. Sieben weitere Darsteller in glänzender Spiellaune wechseln sich flugs in diversen Rollen ab, die Geschichte der Familie Pinneberg ist eine Schussfahrt durch Szenen und Erzählebenen. […] Dieses pausenlose Sammelsurium an kräftigen, kantigen, kuriosen, manchmal auch komischen Figuren fügt sich zu einem kurzweiligen Theaterabend voller Dynamik, der nie hektisch oder gar hysterisch wird, sondern achtsam und bedachtsam bleibt.«