Pension Schöller
Schwank in drei Akten von Carl Laufs/Wilhelm Jacoby
In einer Bearbeitung von Folke Braband
Wie konnte es nur soweit kommen?
Der reiche Philipp Klapproth wollte doch nur mal so richtig was erleben und sein Neffe Alfred Klapproth brauchte dringend Geld. Also kam es zu folgendem Deal: Der Neffe sollte ihm, gegen angemessene Entlohnung eine Soiree in der Irrenanstalt organisieren. Gesagt getan.
Der Onkel landet in der vermeintlichen Psychiatrie alias »Pension Schöller«, wo reichlich exzentrische Gäste, darunter ein Großwildjäger, eine blutrünstige Schriftstellerin und ein unberechenbarer General residieren.
Klapproth amüsiert sich zunächst prächtig mit den illustren Bewohnern in der angeblichen »Klappse«. Aber was als Heidenspaß beginnt, wandelt sich bald zu einem ebenso bizarren wie beängstigenden Panoptikum. Die Situation eskaliert gänzlich, als die »Irren« Klapproth in seinen eigenen vier Wänden heimsuchen.
Die Ordnung gerät komplett aus den Fugen. Das Chaos hält Einzug in die scheinbar »heile« bürgerliche Welt. Hier tummeln sich Irre, die eigentlich normal sind und Normale, die kurz davor sind, irre zu werden.
Der »Schwank der Schwänke« gehört seit seiner Uraufführung 1890 zu den komödiantischen Dauerbrennern. »Carl Laufs und Wilhelm Jakoby, die beide Präsidenten im Mainzer Carneval-Verein waren, machen das«, so Dramaturgin G. Rebholz, »was professionelle Karnevalisten am besten können: sie stellen die Welt auf den Kopf und spielen lustvoll mit der Erkenntnis, dass die Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn letztlich nur eine Frage der Perspektive ist«.
mit: Peter Reisser (Philipp Klapproth), Renate Knollmann (Josephine Zillertal), Richard Putzinger (Dr. Bernhardy), Matthias Zajgier (Eugen Rümpel), Olaf Danner (Von Mühlen), Victoria Voss (Ida Klapproth/Elsa Schöller), Sarah Horak (Franziska/Adelheid), Ulrich Kielhorn (Ludwig Schöller), Felix Steinhardt (Alfred Klapproth), Péter Polgár (Franz/Dr. Franz )
- Regie:
- Folke Braband
- Ausstattung:
- Stephan Dietrich
- Dramaturgie:
- Kai Schmidt
- Musik und Sound:
- Felix Huber
- Choreografie:
- David Williams
- Künstlerisch-technische Produktionsleitung:
- Manuela Weilguni
- Inspizienz:
- Rowena Haunsperger
- Soufflage:
- Susanne Wimmer
- Regieassistenz:
- Lisa-Maria Schacher
Premiere am
Großes Haus
In diesem »lärmigen Verwechslungstohuwabohu, mit Türenkanllen, überdrehten Dialogen und sprachwitzigen Pointen« beweist der Regisseur sein »handwerkliches Können« für die Komödie. »Folke Braband legt ein geschmeidiges Tempo vor, setzt auf Rhythmus, Gagdichte, einen charmanten Look (die Kostüme!) und immer wieder auf das Unerwartete: Comic-Geräusche, musikalisches Pathos (Sound: Felix Huber), Komik aus Chaplin-Filmen«. In den »herrlichen Kulissen« von Ausstatter Stephan Dietrich zeige Braband seine Figuren »im Spiel um Normalität und Wahnsinn (…) hochtourig«, denn: »Normal ist hier keiner. Ihre Bewegungen sind präzise choreografiert, da wird nicht gegangen, sondern geschritten, da gibt es Konversation im Tangotakt«. Die Darsteller, die »allesamt ihr Handwerk aufs Beste beherrschen, schmücken (.) ihre outrierten Figuren verwegen aus, trotzen ihnen Macken und Schrullen ab«.