Wasted
von Kate Tempest
Deutsch von Judith Holofernes
Absturz in die Nacht. Ted, Charlotte und Danny, seit ihrer Kindheit befreundet, kennen sich viel zu gut, als dass sie die Lebenslüge des jeweils anderen glauben würden. Nur sich selbst lügen sie ganz erfolgreich in die Tasche. Am zehnten Todestag eines gemeinsamen Freundes treffen sie sich und stürzen wie eh und je in den Trubel einer Nacht, die alles verändern soll und doch nur das Alte hervorbringt.
Mit unerbittlicher Genauigkeit, aber mit großer Zuneigung zu ihren Figuren lauscht Kate Tempest drei feiernden Nachtgestalten ihre Dialoge ab. »Wasted« zeigt die Generation der knapp 30-Jährigen, die zu alt ist für die Partys ihrer Jugend und zu jung, um in den Büros ihrer Eltern zu versauern.
Zwischen den Szenen melden sich in chorischen Passagen drei Stimmen zu Wort, die den Beat setzen und die Figuren vorantreiben, einem ungemütlichen Morgen entgegen.
mit: Marc Simon Delfs (Ted), Yael Ehrenkönig (Charlotte), Felix Steinhardt (Danny)
- Regie und Ausstattung:
- Donald Berkenhoff
- Chorarrangement / Einstudierung / Sounds und Musik:
- David Rimsky-Korsakow
- Video:
- Stefano Di Buduo
- Dramaturgie:
- Paul Voigt
- Künstl.-techn- Produktionsleitung + Betreuung Bühne:
- Manuela Weilguni
- Regieassistenz:
- Andreas Binner
- Kostümbildassistenz:
- Franziska Schweiger
- Theatervermittlung:
- N.N.
- Inspizienz:
- Rowena Haunsperger
- Soufflage:
- Susanne Wimmer
Premiere am
Kleines Haus
Regisseur Donald Berkenhoff schafft aus dem »präzise[n], hochpoetische[n], musikalische[n] Text« von Kate Tempest eine »konzentrierte, intensive, mitunter komische Spiel- und Denkfassung«. Durch Stefano Di Buduos Videos mit »ganz eigene[r] Ästhetik« und den »spannenden Sound aus Lärm, Sprechchören und Minimal Music« von David Rimsky-Korsakow werde der »Stoff einer irgendwie verlorenen Generation auf berückende Weise« geschildert. Marc Simon Delfs spielt »äußerst facettenreich«, ihm gelingt laut Donaukurier die Verbindung der »Nachwirkungen des Rausches mit federleichter Komik«. Als »kühn und kauzig, liebenswert entscheidungsschwach« zeigt Felix Steinhardt die Figur des Danny. Yael Ehrenkönig »triumphiert als Charlotte: eine Getriebene, vermeintlich stark, aber höchst verletzlich«.
Musik der Autorin des Stücks wird in einem »gelungenen Auftakt« gespielt, »was einen gut in den Rhythmus des Theatertextes hineinfinden lässt«. In den Spielszenen können die Darsteller »sich auch ganz auf die Rollen einlassen und glänzen«. Zwischen den Szenen sind in »wilden Videos« die chorischen Passagen zu sehen, »[l]aut, mit verzerrten Stimmen und zwei- bis dreifach gedoppelten Schauspielern, maximal verfremdet und mit elektronischem Sound unterlegt«. »Großartig« findet der Rezensent der Nachtkritik die Texte von Kate Tempest, »weil sie es schafft, diesen kleinen privaten Problemen eine Dringlichkeit abzuringen, als gebe es jetzt im Augenblick nichts Wichtigeres auf der Welt. Diese Wucht und Dichte kommt in Ingolstadt vor allem in den leisen Szenen zum Tragen«.
Bei der Bühne für »Wasted« handle es sich um »ein handtuchbreites Möbellager mit Zimmerpflanzen«. Regisseur Donald Berkenhoff »widersteht der Versuchung der x-ten verlorenen Generation bierenst und tief tragisch ein Mahnmal zu errichten. So geht das Stück »unerwartet optimistisch« zu Ende.
Der Kulturkanal schreibt anerkennend: »Donald Berkenhoffs Inszenierung mit den Videos von Di Buduo und Rimsky-Korsakow (…) vermeidet gekonnt jede Reality-Banalität«. Stattdessen bringe er das Stück »sehr spannend und mit verfremdeten Videofilmen für die chorisch-kommentierenden Poplyrik-Passagen« auf die Bühne. Kate Tempests »Wasted«, von Judith Holofernes »prägnant übersetzt, [trifft] durchaus den Nerv dieses Stagnationsgefühls, nicht nur ihrer Generation«, findet die Rezensentin. Sehr gelobt werden auch die »drei hervorragenden Darsteller«.
Regisseur Donald Berkenhoff begeistert mit »seiner fulminanten, druckvollen Inszenierung (…): knüppeldick, mit stampfendem Soundtrack (Musik: David Rimsky-Korskow) und alptraumhaften Videosequenzen (von Stefano Di Budio)«. Anerkennung erhalten auch die Schauspieler, »die den Text sich so richtig saftig und kräftig entwickeln lassen. Die Videosequenzen sind Danny-Boyle-artige Nachtmahr-Kameraarbeiten, auf der Bühne lassen Marc Simon Delfs, Yael Ehrenkönig und Felix Steinhardt ihre Figuren wachsen und gedeihen wie Schlingpflanzen des Geschicks«. Marc Simon Delfs zeige »entzückende Momente eines Menschen voll Sehnsucht und Liebe«, Yael Ehrenkönig »gibt Einblick in eine halb verzweifelte Sinnsucherin zwischen Lebenstraum und Wirklichkeit« und Felix Steinhardt spielt einen »Träumer, der die Realität erstmal nicht wahrhaben will«.
Über den schmalen Bühnenaufbau zu »Wasted« schreibt die Süddeutsche Zeitung: »Die Nähe [des Ensembles zum Publikum] erzeugt Unmittelbarkeit«. Weiter lobt die SZ die mediale Untermalung der Inszenierung – »große Stärke (…) liegt in den Videoeinspielungen von Stefano Di Buduo, in denen die Schauspieler wie in einem Horrorfilm in Szene gesetzt sind, und dem melancholischen Elektrosound von David Rimsky-Korsakow«