Dreamtime
Ein Theaterspektakel nach Motiven von Shakespeares »Macbeth«
Musik: Martyn Jacques (The Tiger Lillies)
11. Jahrhundert Schottland: Drei Hexen prophezeien Macbeth, Than von Glamis, dass er bald König von Schottland werden wird und von da herrscht nur noch Grauen. Macbeth gilt als das Unheilsdrama schlechthin. Shakespeares kürzeste Tragödie ist ein rabenschwarzes Spektakel über Machtgier, Wahnsinn und Mord.
Macbeth und seine Lady agieren wie Besessene, beherrscht von dämonischen Wesen, verfolgt von dunklen Träumen. Alles schwarze Magie? Haben ihnen die Hexen diese blutrünstigen Ideen, diese Morddämonen, eingepflanzt? Oder geistern die Visionen von Macht nicht schon immer durch ihre Köpfe? Macbeth mordet um die Krone zu erlangen und viele Morde werden folgen. Mehr und Mehr verstricken sich Macbeth und die Lady in ihrer eigenen Phantasie, sind unheilvoll gefangen in einem selbstgeschaffenen Alptraum.
Dieser blutigste aller Träume spielt in der Nacht. Macbeth ist ein Nachtstück. Es ist immer Nacht, aber keiner schläft. »Macbeth hat den Schlaf gemordet«, so Jan Kott. »Macbeth kann nicht mehr einschlafen. In ganz Schottland vermag es niemand mehr. Es gibt keinen Schlaf mehr, es gibt nur noch Alpträume.«
Seit alters her glauben Theaterleute, dass das Stück Unglück bringe. Shakespeare soll für die Hexenszenen echte Zauberbeschwörungen verwendet haben. Ein Fluch liegt über dem Stück. Vom »Theater des Blutes« ist die Rede. Von schrecklichen Bühnenunfällen wird erzählt, bei denen es sogar Tote gab. Schauspieler sprechen bis heute den Namen des Stückes nicht laut aus. Nennen es nur »The Scottish play« – »Das schottische Stück«.
The Tiger Lillies, die seit dem Musical »Shockheaded Peter« auch die Theaterwelt erobert haben und bekannt sind für ihren buchstäblich britischen Humor und ihre schaurig-schönen Moritate, schrieben für diesen Balladenabend die Songs und die Musik.
mit: Sarah Horak, Renate Knollmann, Katharina Solzbacher, Jan Gebauer, Péter Polgár, Richard Putzinger, Enrico Spohn (Macbeth)
- Regie:
- Knut Weber
- Ausstattung:
- Susanne Hiller
- Musikalische Leitung:
- Matthias Flake
- Video:
- Stefano Di Buduo
- Dramaturgie:
- Gabriele Rebholz
- Künstl.-techn- Produktionsleitung + Betreuung Bühne:
- Manuela Weilguni
- Regieassistenz:
- Boris Brandner
- Kostümbildassistenz:
- Elena Friesen
- Inspizienz:
- Eleonore Schilha
- Soufflage:
- Susanne Wimmer
- Theatervermittlung:
- Kathrin Lehmann
Premiere am
Kleines Haus
Als »wahrlich ein Gesamtkunstwerk« lobt der Donaukurier Knut Webers »Dreamtime«. Dazu tragen »die dreiköpfige Band (Jakob Dinkelacker, Matthias Flake und Christoph Schultheiß), die diese rumpelnde, säuselnde, anarchische Tiger-Lillies-Musik so erfinderisch umsetzt«, »Stefano di Buduos Schwarz-Weiß- Videos von schwebenden Dolchen und bluttropfenden Mündern, Susanne Hillers prachtvolle Kostüme aus schottischem Karo, Kampfstiefeln und Nachtvogelfedern [und] die Akteure, die sich dem abgründigen Treiben im stetigen Rollenwechsel mit packender Energie und großer Spiellust hingeben«, bei. »[S]ieben herrlich singende Schauspieler (…) (beeindruckend vor allem Enrico Spohns Falsett-Darbietungen)« geben die Lieder »allesamt großartig« wieder. Mit »dämonischem Witz und kühner Bildsprache« inszeniert Intendant Knut Weber ein »faszinierende[s] Mit- und Ineinander von Schauspiel und Musik, Raumidee und Videokunst, Maske und Kostüm, Licht und Soundeffekten«. So lautet das Fazit: »Das alles zeugt von überbordender Fantasie und einem packenden Zugriff auf den Stoff«. Das »furiose Theaterspektakel« wird vom Premierenpublikum »frenetisch gefeiert«.
»Frenetische[n] Jubel« erntet Knut Webers Inszenierung, die »starke Bilder« und »das ganze Spektrum großer Theatermittel« bietet. Vier männliche Darsteller spielen Macbeth, »gespaltene Persönlichkeiten zwischen Angst, Skrupel und Blutrausch«, drei Schauspielerinnen seien als »grandios singende Vaudeville-Ladies« zu sehen und in Stefano di Buduos »virtuosen Vexierspiel aus Livekamera und Videos verschwimmen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantasmagorien«. Besondere Anerkennung findet Enrico Spohn: Das Ensemblemitglied »imitiert glänzend den Falsettgesang, der typisch für die Songs der Tiger Lillies ist«. Dem »fulminante[n] Theaterspektakel« werden laut Kulturkanal »kleine Gesten zum Schmunzeln« entgegengesetzt, das »Pathos aus Schrecken, Gewalt und Blut [wird] mit der Ironie des Spielerischen abgemildert« und »dank der fröhlichen Ohrwurm-Melodien, dem hinreißenden Instrumentaleinsatz des Musikertrios um Matthias Flake, geht man (…) in jeder Hinsicht beglückt aus dieser Aufführung«.
Besonderes Lob finden in der Neuburger Rundschau die Schauspieler, denn sie »schlüpfen mit großer Spielfreude in verschiedene Rollen, wobei es vor allem dann spannend wird, wenn etwa alle vier Männer die Teilpersönlichkeiten der Figur Macbeth gleichzeitig darstellen. Gleiches schaffen die Frauen für die anfangs mitleidlose, später zunehmend traumatisiert-wirre Lady Macbeth«. Gemeinsam gibt das Ensemble die »schaurig-schönen Jahrmarktslieder der Tiger Lillies« wieder, »musikalisch begleitet von einer dreiköpfigen Band unter der Leitung von Matthias Flake«. Weiter schreibt der Rezensent anerkennend: »Es gelingt dem Team um Knut Weber, mithilfe von Musik, Schattenspiel, Videos und reichlich Kunstblut eine grotesk-burleske Show aus Shakespeares finsterstem Stück zu machen, doch das Grauen ist immer nur einen Takt weit entfernt«.