Der nackte Wahnsinn (Noises Off)
Michael Frayn
Komödie
Wenige Stunden vor der Premiere. Generalprobe.
Bei den Schauspielern liegen die Nerven blank. Sie kämpfen noch immer gegen Textsalat, Konzentrationsschwäche, mit Kontaktlinsen, Schwerhörigkeit, Alkohol, mit sehr vielen Türen und einer Unmenge Sardinen. Der Regisseur leidet, die Schauspieler zicken. Die Probe gerät zum Desaster. Ein Blick hinter die Kulissen verrät, woran es liegt: Hier spielen sich die wahren Dramen des Lebens ab. Betrügerische Affären, Intrigen, Schlägereien und handfeste Skandale beherrschen die Szenerie. Chaos pur. Und besser wird es auch nach der Premiere nicht. Bereits in den ersten Vorstellungen häufen sich Pannen und Konfusionen, bis schließlich der entfesselte Wahnwitz komplett die Regie übernimmt. Nur eine einzige Regel wird niemals gebrochen, komme, was da wolle: Der Vorhang muss hoch! THE SHOW MUST GO ON!
»Ich wollte über die Zerbrechlichkeit des Lebens schreiben«, sagte Michael Frayn in einem Interview. Entstanden ist die Farce einer Farce: Der nackte Wahnsinn, ein turbulentes völlig abgedrehtes Komödienfeuerwerk und eine große Liebeserklärung an das Theater.
mit: Sascha Römisch (LLOYD), Ulrich Kielhorn (SELSDON), Wolfgang Böhm (GARRY), Ingrid Cannonier (DOTTY), Teresa Trauth (BELINDA), Ralf Lichtenberg (FREDERIK), Marc Simon Delfs (TIM), Mara Thurnheer (POPPY), Sandra Schreiber (BROOKE)
- Regie:
- Caroline Stolz
- Kostüme:
- Lorena Díaz Stephens
- Bühne:
- Jan Hendrik Neidert
- Dramaturgie:
- Gabriele Rebholz
- Regieassistenz:
- Mona Sabaschus
- Kostümbildassistenz:
- Stephanie Mayr
- Bühnenbildassistenz:
- Franziska Schweiger
- Inspizienz:
- Annette Reisser
- Soufflage:
- Constance Chabot-Jahn
Premiere am
Großes Haus
»Theater auf dem Theater«, nennt der Donaukurier die Inszenierung »Der nackte Wahnsinn (Noises Off)«, »das verdoppelt die dramatische Kommunikationsstruktur und potenziert den Witz«, was das Publikum mit »Szenenapplaus« und »tosende[m] Beifall« honoriert. Regisseurin Caroline Stolz »bedient die Komödien-Maschinerie mit großer Souveränität«. Alles sitzt perfekt, »Tempo, Rhythmus, Energielevel, der krachende Verbalhumor«. Ingrid Cannonier »brilliert« als Dotty, Sascha Römisch »gibt köstlich einen Provinzregisseur zwischen resignierter Verzweiflung und Herzensbrecherallüren«, Sandra Schreiber spielt »[h]inreißend« ihre Rolle als Brooke. So fällt das Resümee der Rezensentin durchweg positiv aus: »Dass alles federleicht wirkt, der ironische Kommentar stets mitschwingt und die Leidenschaft für das Theater auch, macht diese Inszenierung so vergnüglich«.
»Der nackte Wahnsinn (Noises Off)« unter der Regie von Caroline Stolz, schreibt Friedrich Kraft, »beeindruckt durch höchste Kunstfertigkeit, entkommt rechtzeitig der im Stück gelegten Gefahr des Überdrusses an Blödelei. Erstaunlich, wie präzise der jungen Gastregisseurin die Inszenierung des Chaos gelingt, wie die Pointen sitzen, die Situationskomik reibungslos abspult«. Denn dazu sei hohe Präzision erforderlich, »[p]unktgenau müssen die Darsteller zum falschen Zeitpunkt raus und wieder rein, damit das Durcheinander seine groteske Wirkung erzielt«. Als ein »Akrobat erster Güte« erweise sich Gastschauspieler Wolfgang Böhm bei seinem Treppensturz auf der Bühne und auch alle anderen Ensemblemitglieder zeigten »herrlich schräge Typen«. Somit lautet das Fazit des Rezensenten: Die »Aufführung ist allein wegen der schauspielerischen Qualität höchst empfehlenswert. Nach der Premiere gab es einen Riesenbeifall«.
Für den Kulturkanal ist »Der nackte Wahnsinn (Noises Off)« von Michael Frayn eine »genial geschriebene Komödie (…), wenn sie so perfekt umgesetzt ist wie von Regisseurin Caroline Stolz und mit einem Ensemble, dass sich entsagungsvoll die Motorik dieses Stücks aneignet und mit Verve in die Exaltiertheiten der Figuren einsteigt«. Caroline Stolz bediene eine »exakt ausgetüftelte Maschinerie sich potenzierender Bühnenkatastrophen (…) mit höchstmöglicher Ausschlachtung von Klamauk, Slapstick und Pointen«.