Früchte des Zorns
Von Frank Galati • Nach dem Roman von John Steinbeck
Deutsch von Gottfried Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting
Vom Regen in die Traufe. 1930. Die große Depression.
Hoch verschuldete Farmer und Grundbesitzer werden von Oklahoma und Arkansas nach Kalifornien vertrieben und ziehen zu Hunderttausenden über die Route 66. Unter ihnen die Familie Joad. Doch statt des gelobten Landes finden sie am Ziel nur Hunger, Ausbeutung, Elend und Fremdenhass.
Um die Auffanglager authentisch beschreiben zu können, begleitete John Steinbeck einen solchen Treck selbst gen Westen. Die Reaktionen auf den Roman ließen nicht lange auf sich warten: Von Politikern und Bischöfen verdammt, wurde Steinbeck als Volksverhetzer und Klassenkämpfer verurteilt – und als Stimme der Unterdrückten und Ausgebeuteten gefeiert.
mit: Mara Thurnheer, Sarah Horak, Sandra Schreiber, Teresa Trauth, Ulrich Kielhorn, Péter Polgár, Maik Rogge, Béla Milan Uhrlau, Matthias Zajgier
- Regie:
- Jochen Schölch
- Bühne:
- Fabian Lüdicke
- Kostüme:
- Andrea Fisser
- Dramaturgie:
- Paul Voigt
- Regieassistenz:
- Andreas Binner
- Inspizienz:
- Annette Reisser
- Soufflage:
- Ulrike Deschler
Premiere am
Großes Haus
Der Donaukurier berichtet begeistert von der »umjubelten Premiere« von »Früchte des Zorns« am Stadttheater Ingolstadt. Regisseur Jochen Schölch hat John Steinbecks Roman »in eine verdichtete, kraftvolle, hoch ästhetische Form« gebracht. »Knapp 90 Minuten benötigt Schölch für Steinbecks 500-Seiten-Werk, das er mit gerade mal neun Schauspielern umsetzt. Darin ist alles enthalten: Das inhaltliche Konzentrat, das politische Manifest, das Plädoyer für mehr Menschlichkeit wie auch die literarische Struktur.«
»Sparsam sind seine Gestaltungsmittel, aber doch wirkungsvoll mächtig. Von Fabian Lüdicke (…) hat er sich den fast leeren Raum mit einer riesigen Plane auskleiden lassen (…), die ›Dust Bowl‹ symbolisiert. (…) Jochen Schölch arbeitet mit großer Präzision. Licht, Farben (Kostüme in allen Schattierungen von Grau: Andrea Fisser), Tempo, Rhythmus, Musik (John Lurie: experimentelle, zarte Jazzlinien, bedrohliches Grundrauschen) verbinden sich virtuos mit dem Spiel des Ensembles, dessen Mitglieder von einer Rolle in die andere springen müssen.« Die Schauspieler »agieren hochkonzentriert, verleihen Steinbecks bisweilen eher typenhaften Personaltableau eine faszinierende Intensität- (…) Am Ende, wenn des Licht verlöscht, gibt es im Publikum einen Moment Stille. Betroffenheit? Unbehagen? Nachdenklichkeit? Dann folgen Bravorufe und großer Applaus. Ein starker Theaterabend – und ein kluger Beitrag zur politischen Gegenwart.«
»Bildgewaltig, packend und unbedingt sehenswert.« appeliert die Süddeutsche Zeitung an den Leser über Jochen Schölchs Inszenierung John Steinbecks »Früchte des Zorns«. »Es wäre ein Leichtes gewesen (…) mit Anspielungen auf die Gegenwart zu inszenieren.«, so die Süddeutsche, »(…) Schölch jedoch verzichtet auf den erhobenen Zeigefinger. Der Intendant des Münchner Metropoltheaters, der regelmäßig als Gastregisseur in Ingolstadt tätig ist, überlässt es den Zuschauern, zu assoziieren. (…) Dass die Ankunft keine im gelobten Land ist, macht Schölch deutlich, indem er das Wort Paradies spiegelverkehr vom Schnürboden herablässt.« und das »spielstarke Ensemble (…) aus [ein paar Koffern] alles zusammenbauen [muss], was es braucht.«
Über die Wiederentdeckung der 1988 von Frank Galati erstellten Bühnenfassung von John Steinbecks Roman die »Früchte des Zorns« schreibt Friedrich Kraft »Der Grund liegt auf der Hand: Die Assoziationen zu gegenwärtigen Migrationsbewegungen und kapitalistischen Verwerfungen sind augenscheinlich.« daher kann die Inszenierung von Jochen Schölch auch »auf vordergründig aktualisierende Fingerzeige verzichten. Der Text spricht für sich.« Der Regisseur und Intendant der Metropoltheaters München »erzählt (…) in wohltuender, geradezu berückend altmodisch anmutender Manier, mit Reminiszenzen an Brechts Lehrstücke und unter eindrucksvoller Verwendung des einfachen, fantasiegespeisten Theaterhandwerks.« Weiter lobt er das »Leere [und] Verlorenheit« signalisierende Bühnenbild von Fabian Lüdicke, die »historisch orientierten Kostüme von Andrea Fisser« und das »vom Regisseur vorzüglich eingestellte [sic!] Schauspieler-Ensemble« das Abschluss Resümee lautet: »eine künstlerisch hochwertige, inhaltlich sehr bewegende Produktion, die vom Premierenpublikum mit starkem Beifall bedacht wurde.«
Lobend berichtet der Kulturkanal über Jochen Schölchs Inszenierung von ›Früchte des Zorns‹. » Mit den bühnenbreiten Projektionen authentischer Schwarzweiß-Fotos von den Flüchtlingskarawanen auf der Route 66 und dem Elend der Arbeitslosen, mit einer elegischen Soundcollage und einem Wechsel zwischen Rollenspiel und chorisch-distanzierter Betrachtung, hat Regisseur Jochen Schölch die Stationen der Abwärtsspirale der Migrantenfamilie Joad zu einer atmosphärisch düster aufgeladenen Gesamtwirkung zusammen gebunden.« Hierfür hat »Ausstatter Fabian Lüdicke (…) einen eindrucksvollen Einheitsraum geschaffen.« Die Schauspieler schaffen es »immer wieder eindringlich menschlich-psychologische Momente« auf die Bühne zu bringen. »Jochen Schölch und das Ensemble haben in nur eineinhalb Stunden Spieldauer eine stimmige Balance aus individuellen Schicksalen und Parabel, emotionaler Atmosphäre und Reflexionsebene gefunden.«