Die Perser
von Aischylos
Deutsch von Dietrich Ebener
Auf der Seite der Verlierer. Düstere Vorahnungen treiben die Königinmutter Atossa um. Ihr Sohn, der Perserkönig Xerxes, ist ausgezogen, das Werk seines verstorbenen Vaters fortzuführen: die Unterjochung der Griechen und die Bezwingung des Meeres, das Asien von Europa trennt. Dann trifft die schlimme Kunde ein: Das Heer der Perser ist bis auf einige wenige geschlagen. Xerxes kehrt besiegt zurück und steht dem Vorwurf des Chores gegenüber, sein Volk in der Fremde gemordet zu haben.
»Die Perser« gelten als das älteste uns überlieferte Drama, damit ist es auch das älteste Theaterstück über den Krieg. Für den Regisseur Hansgünther Heyme bezieht der Stoff seine Aktualität aus der Zeitlosigkeit, die der Text sowohl durch seine poetische, als auch politische Qualität gewinnt, welche ihn nahezu 2.500 Jahre am Leben erhalten hat. Aischylos war, in den uns überlieferten Dramen, immer wieder ein Erneuerer. In »Die Perser« führt er das erste Mal einen zweiten Schauspieler neben dem Protagonisten und dem Chor ein. Heyme meint dazu: »Er erfand den Widerspruch, den Dialog, damit das dialektische Denken. Er ist der Begründer der Tragödie.« Für ihn ist Aischylos derjenige, der den Schlüssel zur Beschreibung von ganz ungeheuerlicher Gewalt, Verzweiflung, verrottender Hybris und Hoffnung sucht. Und das nicht aus Sicht seines Volkes, der Griechen, sondern aus der Perspektive der Verlierer. Dadurch sind »Die Perser« auch immer ein Stück über den Kampf der Kulturen.
»Was liegt heute mehr an als Aischylos’ ›Die Perser‹?«, so Hansgünther Heyme.
mit: Ingrid Cannonier (Atossa), Matthias Zajgier (Ein Bote), Ulrich Kielhorn (Der Schatten des Dareios), Béla Milan Uhrlau (Xerxes), Christiane Dollmann (Chor:), Margarete Gilgenreiner, Miriam Haltmeier, Irmela Jane Purvis, Josepha Sophia Sem, Jakob Dinkelacker (Schlagzeug & Live-Electronics )
- Regie & Ausstattung:
- Hansgünther Heyme
- Chöre und Musik:
- Matthias Flake
- Dramaturgie:
- Donald Berkenhoff
- Regieassistenz:
- Boris Brandner
- Inspizienz:
- Eleonore Schilha
- Souffleuse:
- Constance Chabot-Jahn
Premiere am
Großes Haus
Der Donaukurier lobt die Entscheidung, angesichts der globalen Problematiken wie Terror und Glaubenskriege, die den täglichen Diskurs bestimmen, ein Stück auf den Spielplan zu setzen, dass sich mit Krieg und seinen Auswirkungen auseinandersetzt – auch wenn es schon über 2.500 Jahre alt ist. » Aber weil Hansgünther Heyme nicht den Fehler macht, es mit vordergründig-brisanter Aktualität oder Psychologisierungen aufzuladen und einen Video-Krieg zu entfachen, sondern dem Text vertraut, der Sprache, der Macht des Theaters, wird es ein starker Abend, der beides schafft: Klassikerpflege in interessanter Ästhetik und emotionales Denktheater.«
Beindruckend der Chor aus sechs Frauen: »Sie sind eine Macht,...«, aber auch das Ensemble bestehend aus Ingrid Cannonier, Matthias Zajgier, Ulrich Kielhorn und Béla Milan Uhrlau. »Sie alle zeigen facettenreiches Sprech-Theater in hoher Präzision und durchaus mit Spielwitz - und Paul-Jakob Dinkelacker liefert dazu den perfekten Sound. Ein vielschichtiges Echo der Schlachtfelder. Schlagwerk- Einschüsse. Schwerterklirren. Todesklagen. Schmerzgesang. Zermürbend. Enervierend. Gegenwärtig.«
»Zajgier ist neben dem Frauenchor der Star der Inszenierung: Mit seinem stimmgewaltigen Bericht von der vernichtenden Niederlage der Perser weiß er nicht nur seine Zuhörerinnen, allen voran Atossa, die Mutter von Xerxes, zu fesseln. Sondern auch sukzessive zu schockieren. Doch besonders an Zajgiers Spiel ist was anderes: Denn fast wirkt es so, als würde ihn die Niederlage freuen. Zumindest spricht er von der Leistung der zahlenmäßig unterlegenen Griechen mit irritierend großer Hochachtung. (...) Der Frauenchor: Ihn hat Heyme zu einer stimmlich wie körperlich perfekt aufeinander abgestimmten Gruppe gebracht. Jeder Schritt ist hier ein Textkommentar. Der Rest ist packender Klagegesang, musikalisch unterlegt von bizarren Schlagzeug- und Elektronikgeräuschen des Livemusikers Paul-Jakob Dinkelacker.«