Das Ballhaus
Erinnerung an ein Jahrhundert
Schauspiel ohne Worte von Jochen Schölch nach einer Idee des Théâtre du Campagnol
Ab dem 18. November 2016 feiert der Blockbuster der vergangenen Spielzeit seine Wiederaufnahme:Regisseur und Autor Jochen Schölch macht einen fiktiven Ort, das Ballhaus, zum Schauplatz der Erinnerung, zu einer Zeitreise durch ein Jahrhundert deutsche Geschichte.
Gestartet wird in den wilden 20er Jahren. Ob Großindustrieller oder Ganove, Gigolo oder Diva, Revoluzzer oder Mitläufer – man trifft sich auf der Tanzfläche und alles schwingt in Ekstase und frivoler Ausgelassenheit. Doch mit dem Börsenkrach und der Machtergreifung der Nazis folgt das böse Erwachen – der Tanz wird zum Gleichschritt das Ballhaus zum Unort. 3. Reich, 2. Weltkrieg, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, die Studentenunruhen, die bleierne Zeit und schließlich der Mauerfall: Auf dem Parkett wirbeln Menschen durch acht Jahrzehnte. Ein Modetanz nach dem anderen erobert den Tanzboden. Kein einziges Wort wird gesprochen – und trotzdem fängt das Stück das Lebensgefühl der verschiedenen Jahrzehnte ein. Im Tempo des Charleston spiegelt sich der Wahnsinn der „Roaring Twenties“, das Auflehnen gegen allzu starkes Reglement in den 50er Jahren ebnet dem amerikanischen Swing und Rock ’n’ Roll den Weg auf die Tanzfläche Der Tanz wird Ausdruck des Protestes, spiegelt die Studentenunruhen der 68er. Es geht nicht mehr um Form, es geht um Rhythmus und individuellen Ausdruck.
„Das Ballhaus“ beleuchtet den kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Wandel des vergangenen Jahrhunderts. In den getanzten Bildern spiegeln sich große und kleine Ereignisse. Es sind Geschichten von Liebe, Leidenschaft, Eifersucht und Verrat, Verzweiflung und Hoffnung. Egal, wie die Zeiten sind, die Menschheit tanzt. Wenn es sein muss, auf dem Vulkan.
mit: Mara Thurnheer, Manuela Brugger, Patricia Coridun, Yael Ehrenkönig, Mira Fajfer, Victoria Voss, Sandra Schreiber, Teresa Trauth, Olaf Danner, Pavel Fieber, Sarah Horak, Péter Polgár, Sascha Römisch, Marc Schöttner, Thomas Schrimm, Enrico Spohn, Béla Milan Uhrlau, Christoph Weber, Matthias Zajgier, Andrea Frohn
- Regie:
- Jochen Schölch
- Choreografie:
- Katja Wachter
- Bühne:
- Luisa Rienmüller
- Kostüme:
- Andrea Fisser
- Komposition KLaviermusik:
- Christoph Weber
- Einstudierung der Tänze (Tanzschule Fischer):
- Ulli Schüpfer, Robert Schüpfer
- Dramaturgie:
- Gabriele Rebholz
- Regieassistenz:
- Mona Sabaschus
- Inspizienz:
- Annette Reisser
- Ausstattungsassistenz:
- Adam Slowik, Manuela Weilguni
Premiere am
Großes Haus
Die Augsburger Allgemeine lobt in Jochen Schölchs Inszenierung die tänzerische Leistung des Ingolstädter Ensembles: » (…) agieren die 18 Darstellerinnen und Darsteller teilweise höchst virtuos und akrobatisch. Die Einstudierung durch eine Tanzschule und die Choreografie (Katja Wachter) zeitigen Kunstfertigkeiten und exzellente Sololeistungen.«
Neben dem » (…) facettenreiche[n] stumme[n] Spiel« und der » (…) aufwendigen Kostümausstattung (Andrea Fisser) (…)« beeindruckte zudem die Leistung des Komponisten und Pianisten: »Wohltuend setzt der famose Pianist Christoph Weber mit Zwischenmusiken live verfremdende Akzente gegen die populären Nummern vom Band.«
Der Donaukurier lobt: »Es ist ein bezaubernder Abend. (...) Jochen Schölch (...) arbeitet sehr genau mit Zeit-Zitaten und Tanzmusik (...)« Und beantwortet die Frage, ob ein Schauspiel ohne Worte überhaupt funktionieren kann, mit einem eindeutigen JA! Begründet wird dies: »Vor allem aber, weil hier nicht einfache Tänzer, sondern tanzende Schauspieler am Werk sind. Und die erzählen in kleinsten Gesten, in Augen-Blicken, in filigranen Bewegungen große Weltgeschichte in herrlichen Miniaturdramen.« Natürlich werden auch die mitreißende Musik und der »fantastische[.] Sinnenrausch« dank Kostüm- und Bühnenbild als Erfolgsfaktoren genannt.
»Was für ein großartiges Ensemble, das nicht nur begeisternd und je nach dargestelltem Typ sehr extravagant tanzen, sondern auch in wenigen Sekunden wiedererkennbare Typen verkörpern und ohne Worte kleine Schicksale darstellen kann.« lobt der Kulturkanal Jochen Schölchs Inszenierung. Und weiter: «Was müssen die Schauspieler dafür bereits bei der Hitzeperiode im Juli geschuftet haben, um diesen Abend mit diesen Höchstleistungen auf die Bühne des Stadttheaters Ingolstadt zu stemmen.«