Mein Freund Harvey
Komödie von Mary Chase
Deutsch von Alfred Polgar
Open your mind. Für Elwood ist die ständige Begleitung eines ein Meter achtzig großen Hasens völlig normal. Aber für seine Schwester Veta und deren Tochter Myrtle Mae bedeutet der unsichtbare Freund, genannt Harvey, das gesellschaftliche Aus. Um ihren guten Ruf wiederherzustellen, will die Schwester Elwood in die örtliche Psychiatrie einweisen lassen und ihm alle Vollmachten über den Familienbesitz entziehen.
Doch das schlechte Gewissen plagt sie und sie gesteht dem Psychiater, den Riesenhasen gelegentlich auch zu sehen. Statt ihres Bruders landet nun sie auf der geschlossenen Station des Sanatoriums. Elwood ist längst schon wieder mit seinem unsichtbaren Freund auf Kneipentour, als in der Klinik die peinliche Fehldiagnose festgestellt wird. Sofort beginnt die chaotische Suche nach dem echten Patienten samt Freund. Wobei die Fahndung nach Letzterem zu erheblichen Komplikationen führt, denn dieser ist ja unsichtbar – angeblich!
Die mit dem Pulitzer-Preis gekrönte Komödie ist eine herrlich vergnügliche Analyse einer Gesellschaft, die in ihren Konventionen zu erstarren droht. Dabei könnte Elwood, der Mann mit den tadellosen Manieren, glatt als völlig »angepasst« durchgehen, wenn da nicht der Hase wäre, mit dem er öffentlich und aller Orten vorstellig wird. Die Frage bleibt ungeklärt, ob der Mann schlicht verrückt ist oder über außerordentliche Fähigkeiten verfügt. Definitiv geklärt ist aber: Elwood ist ein Lebenskünstler und seine Aufgeschlossenheit macht ihn in einer Welt voller Regeln erfrischend radikal.
»Die Kelten hatten Totemtiere, die sie ihr ganzes Leben als eine Art Schutzengel begleiteten. Aber diese Tiere waren nicht so heilig und unnahbar wie die Engel. Sie hatten Unsinn im Kopf und waren auch stets zu Schabernack aufgelegt. Einige dieser Tiere konnten sich hin und wieder materialisieren. Zu dieser Kategorie gehören die Pookas. Obwohl sie Tiere sind, haben sie menschliche Größe, und sie können, natürlich, auch sprechen. Einige der Pookas leben im Offenen, andere ziehen die Behausung der Menschen vor. Elwood hat einen Pooka, er hört auf den Namen Harvey, Alice sah vor ihrem Eintritt ins Wunderland auch ein weißes Kaninchen. Und nicht zu vergessen, Shakespeares wunderbarer Naturgeist Puck stammt auch aus dieser Familie.«
Donald Berkenhoff
mit: Ulrich Kielhorn (Elwood P. Dowd), Ingrid Cannonier (Veta Louise Simmons, seine verwitwete Schwester), Mira Fajfer (Myrtle, ihre Tochter), Sandra Schreiber (Mae, ihre andere Tochter), Péter Polgár (Omar Gaffney, Anwalt der Familie), Sascha Römisch (Dr. William R. Chumley, Psychiater), Victoria Voss (Betty Chumley, seine Frau/Mrs. Ethel Chauvenet), Richard Putzinger (Dr. Lyman Sanderson, Psychiater), Patricia Coridun (Ruth Kelly, Oberschwester in Dr. Chumleys Sanatorium), Olaf Danner (Marvin Wilson, Angestellter des Sanatoriums), Peter Greif (E. J. Lofgreen, Taxifahrer)
- Regie:
- Donald Berkenhoff
- Bühnenbild:
- Luisa Rienmüller
- Kostüme:
- Andrea Fisser
- Dramaturgie:
- Gabriele Rebholz
- Regieassistenz:
- Mona Sabaschus
- Soufflage:
- Constance Chabot-Jahn
- Inspizienz:
- Eleonore Schilha
Premiere am
Großes Haus
Die Neuburger Rundschau berichtet über die Inszenierung »Mein Freund Harvey«: » Berkenhoff und Luisa Rienmüller haben ein praktikables Bühnenbild mit verschiebbaren Wandelementen eingerichtet. Dieses Ambiente und die Kostüme von Andrea Fisser verweisen mit amerikanischem Kolorit auf die Entstehungszeit des Stücks. » und lobt die Schauspielerische Leistung: » Das Ensemble (…) spielt den Vorgaben folgend exzellent.«
Der Kulturkanal schreibt: »Berkenhoff hat die Komödie der amerikanischen Autorin Mary Chase virtuos hochtourig und mit großer Konsequenz aus der charmant-betulichen Erzählweise des Film mit James Stewart herausgerissen und einer hektischer gewordenen Zeit den Zerrspiegel vorgehalten.«
Über Donald berkenhoffs Inszenierung »Mein Freund Harvey« schreibt der Donaukurier begeistert: »Regisseur Donald Berkenhoff, der gemeinsam mit Luisa Rienmüller auch für diese wunderbare Bühne verantwortlich zeichnet, hat das Stück klug in seiner Zeit belassen und es statt klipp und klapp mit großer Behutsamkeit und viel Liebe zum Detail (...) in Szene gesetzt.« Auch das Enspemble betreffend ist er vollen Lobes: »Vor allem stimmen Rhythmus und Timing punktgenau. Berkenhoffs Schauspieler vollführen eher Bewegungsballett als einfach Bewegung. Artistisch-komisches Seltsamsein.«