Tschick
Stück nach Wolfgang Herrndorf, Bühnenfassung von Robert Koall
für alle ab 14 Jahren
»Was nicht egal ist: Bist du glücklich damit?« (Mutter) – Alles beginnt mit dem Ende, und es endet viel zu schnell. Das theatrale Roadmovie »Tschick« erzählt die Geschichte zweier Achtklässler: Maik, der nicht weiß, wie er die Klassenschönste beeindrucken soll und sich selbst für den größten Langweiler aller Zeiten hält. Und Tschick – der Neue in Maiks Klasse – ein Proll aus der Hochhaussiedlung, der öfters betrunken ist und von dem Maik nicht mehr weiß, als dass er aus Russland kommt und in der Walachei einen Opa ohne Zähne und mit fünf Zigaretten im Ohr hat. Als Tschick am ersten Tag der Sommerferien plötzlich mit einem gestohlenen alten Lada vor Maiks Tür steht und ihn auf eine Spritztour einlädt, lässt sich Maik schneller darauf ein, als er es gedacht hätte. Warum auch nicht, er hat schließlich jeden Grund dazu: einen Vater, der ihn nicht verstehen will, eine Mutter, die wegen ihres Alkoholproblems die meiste Zeit in einer Entzugsklinik verbringt, und außerdem: die heillose Liebe zu einem Mädchen, das ihn nicht einmal auf ihre Geburtstagsparty einlädt. So beginnt die ungeheuerliche Reise der beiden planlosen Vierzehnjährigen durch die ostdeutsche Provinz. Was der langweilige Maik und der gewievte Tschick zusammen erleben, ist komisch, reichlich durchgeknallt und stets auch ein bisschen nachdenklich. Es ist eine Reise, getränkt mit dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer und gleichzeitig voller Wehmut, weil sie nicht ewig dauern kann.
In unverkrampft frecher Sprache hat Wolfgang Herrndorf die Gefühlswelt zweier Heranwachsender zu Papier gebracht. Dabei gelingt es ihm ganz wunderbar, die jugendliche Zerrissenheit zwischen rührender Einsamkeit, Unsicherheit, liebevoller Empfindsamkeit und pubertärer Coolness einzufangen.
»Man lacht viel, wenn man Tschick liest, aber ebenso oft ist man gerührt, gelegentlich zu Tränen. Tschick ist ein Buch, das einen Erwachsenen rundum glücklich macht und das man einem Altersgenossen seiner Helden jederzeit schenken kann.«
Süddeutsche Zeitung
mit: Benjamin Kneser (Maik Klingenberg), Michael Amelung (Vater Klingenberg Lehrer / Friedemann / Fricke), Manuela Brugger (Mutter Klingenberg / Tatjana / Friedemanns Mutter / Frau mit Feuerlöscher), Olivia Wendt (Frau Schuback / Assistentin des Vaters / Isa / Krankenschwester), Péter Valcz (Andrej Tschichatschow / Polizist)
- Regie "Tschick":
- Donald Berkenhoff
- Ausstattung:
- Fabian Lüdicke
- Video:
- Stefano Di Buduo
- Dramaturgie:
- Teresa Gburek
- Regieassistenz, Inspizienz und Soufflage:
- Linda Göllner
Premiere am
Werkstatt/Junges Theater
»Das wird ein Renner im Programm des Stadttheaters. Mit unglaublicher Spielfreude hat Regisseur Donald Berkenhoff die Bühnenfassung (Robert Koall) von Wolfgang Herrndorfs Kultroman ›Tschick‹ in der Werkstatt inszeniert. (...)
Die Ausstattung von Fabian Lüdicke: Andeutung einer Arena, gestapelte Autoreifen, die zum Sitzen und Umherwerfen genutzt werden. Witzig und hilfreich, dass auf den T-Shirts der Darsteller die jeweilige Rollenbezeichnung geschrieben steht, weil es da ziemlich durcheinander geht. Wunderbar, bezaubernd, wie sie alle mitspielen, auch begleitend mit Geräuschen und Gesang: Olivia Wendt, Michael Amelung, Manuela Brugger, besonders köstlich im berauschten Zustand. Vorzüglich in den Hauptrollen Lukas Umlauft und Péter Valcz.
Für 90 Minuten höchst amüsanter, aber auch nachdenklicher Unterhaltung gab es bei der Premiere riesigen Applaus. Ein Schatten freilich liegt über der Aufführung: Der Autor der Buchvorlage, Wolfgang Herrndorf, hat sich im vergangenen August nach langer, schwerer Krankheit, 48 Jahre alt, das Leben genommen.«
»Es ist nicht unbedingt selbstverständlich, dass aus einem genial guten Buch ein ebenso gutes Theaterstück wird. Und erst recht nicht, dass dieses Theaterstück dann derart kongenial auf die Bühne geworfen wird, wie das in Ingolstadt der Fall ist. Tschick, der Kultroman des kürzlich verstorbenen Wolfgang Herrndorf, ist so ein Glücksfall. Und dass das Premierenpublikum am Sonntag in der Werkstattbühne vor Begeisterung getobt hat, ist die konsequente Anerkennung für den Autor und den Regisseur Donald Berkenhoff.
Tschick, das ist die Geschichte einer abenteuerlichen Freundschaft zwischen Maik, dem im Wohlstand verwahrlosten Langweiler, und eben Tschick, dem Deutschrussen, dem Assi, der zwischen Wodka und Wahnsinn schwankend in Maiks Klasse an einem Berliner Gymnasium versetzt wird und beschlossen hat, ihn zum Freund zu nehmen. Und so taucht er eines Tages in den Sommerferien mit einem geklauten Lada bei ihm auf und muss den 14-Jährigen
eigentlich nicht wirklich davon überzeugen, mit ihm in die „Walachei“ zu fahren. Was Herrndorf aus diesem Plot gemacht hat, ist ein literarisches Road-Movie voll Witz und Wehmut, voll Sehnsucht und Sympathie, (...).
Aus der Fahrt mit dem geklauten Lada zum Opa in der ›Walachei‹ wird so ein faszinierender Selbstfindungstripp, der ohne weinerliche Gesellschaftskritik zwar ausreichend ernste Momente hat, aber durch bestechenden Witz in seinen Bann zieht. Genau auf den setzt auch Regisseur Donald Berkenhoff. Auf einer mit wenigen Versatzstücken die Handlungsorte markierenden Bühne (Fabian Lüdicke) scheucht er seine Protagonisten und noch drei weitere Mimen mit aberwitzigem Tempo durch dieses pubertäre Abenteuer. Alles wirkt auf hoch professionelle Art spontan und improvisiert. Der Zuschauer wird von einem Lacher zum nächsten gescheucht. Und das eineinhalb Stunden ohne jede Länge. (...)
So ansteckend humorvoll das Stück, so hinreißend die Inszenierung, so ungeheuer spielfreudig hingeworfen ist auch die Leistung der fünf Schauspieler, die diesen ›Tschick‹ zu einem bemerkenswerten Stückchen Theater machen. Lukas Umlauft, der als Ich-erzählender Maik durch die Handlung führt, zieht ebenso gekonnt und überzeugend alle Register wie Péter Valcz, der in authentischer Diktion den Deutschrussen Tschick gibt. Eine grandiose Leistung der beiden, wie sie dieses Road-Movie in furiosem Tempo über die Bretter fegen lassen, mit sportiver Kurzatmigkeit und
bezwingendem Witz. Den bringt auch Manuela Brugger – herrlich als angesäuselte Mutter, die wieder mal auf die Beautyfarm muss, ein Synonym für Alkoholentzug – in ihren diversen anderen Rollen. Sie liefert die komischen Kontrapunkte mit Grandezza und abgeklärter Selbstverständlichkeit. Ebenso Michael Amelung als Vater und Olivia Wendt als das Mädchen von der Müllkippe.
Diese eineinhalb Stunden furioser und höchst spaßiger Unterhaltung in der Werkstattbühne sollte man sich nicht entgehen lassen. Auch wenn man nicht unbedingt zur jugendlichen Zielgruppe gehört.«