Dylan. The Times They Are A-Changin’
Ein Abend über Bob Dylan von Heiner Kondschak
2011. – Bob Dylan wird 70. Wie kaum ein anderer Künstler hat er den gesellschaftlichen Wandel der vergangenen fünf Jahrzehnte in seinem Werk kommentiert und ist durch sein Ansingen gegen soziale Ungerechtigkeit, Rassendiskriminierung und Unterdrückung aller Art zum gefeierten Idol der Bürgerrechtsbewegung geworden. Ein Topstar, der sich jedoch stets der Vereinnahmung durch das Showbiz verweigert hat.
»The Times They Are a-Changin’« ist nicht nur der Titel des Albums, das für Dylan 1964 den internationalen Durchbruch bedeutete, sondern könnte gewissermaßen als Motto über seinem Leben und Schaffen stehen. Der Wandel der Zeiten spiegelt sich in seinem Werk wider: Waren seine frühen Songs noch in der Tradition des Folk verwurzelt, wendet sich Dylan Mitte der 60er-Jahre verstärkt dem Rock zu, tritt nun nicht mehr solistisch mit akustischer Gitarre, sondern mit Band und elektronischer Verstärkung auf und wird zum gefeierten Wegbereiter des Folk-Rock. Als er sich Ende der 60er-Jahre wegen eines schweren Unfalls für mehrere Jahre aus dem Konzertleben zurückziehen muss, bedeutet dies keineswegs das Ende seiner Karriere. Er kehrt in den 70ern zurück, erobert erneut die US-Charts und begeistert auf seiner »Never Ending Tour«, die ihn seit 1988 mehrmals um den Erdball führte, bis heute Jung wie Alt.
Dylan ist und bleibt die Stimme der Protestbewegung, gilt aber gleichzeitig auch als Dichter unter den Songschreibern. Seinen Texten wohnt eine Poesie inne, die sie zu autonomen Kunstwerken werden lässt und ihn – als ersten Rockmusiker der Geschichte – zum Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis machte.
Heiner Kondschak, der sich schon mehrfach als glänzender Biograf gezeigt hat, verbindet die besten Dylan-Songs mit Szenen aus dem bewegten Leben des Künstlers und erschafft so vor dem Hintergrund des amerikanischen Zeitgeschehens ein faszinierendes Porträt dieses Topstars, der stets gegen den Strom schwamm.
mit: Stefan Leonhardsberger (Bob Dylan (Gitarre, Mundharmonika, Akkordeon)), Thomas Schrimm (Woody Guthrie/ Martin Luther King/ Chruschtschow/ Frank Sinatra/ Stevie Wonder/ u.a. (Gitarre)), Peter Reisser (John F. Kennedy/ Elvis Presley/ John Hammond/ Michael Jackson/ u.a. (Gitarre)), Olivia Wendt (Shakespeare (Keyboard)), Marie Ruback (Marilyn Monroe/ Jackie Kennedy/ Hillary Clinton/ u.a. (Ukulele, Posaune, Akkordeon)), Renate Knollmann (Joan Baez/ Neil Armstrong/ Liz Taylor/ Monica Lewinsky/ Marlene Dietrich/ u.a. (Flöten, Gitarre, Harmonium, Keyboard)), Jerker Kluge (Bass), Alex Czinke (Gitarren), Tobias Hofmann (Schlagzeug), Heiner Kondschak (Flöte, Saxophon, Mandoline, Gitarre, Mundharmonika, Keyboard)
- Regie:
- Heiner Kondschak
- Musikalische Leitung:
- Heiner Kondschak
- Ausstattung:
- Ilona Lenk
- Dramaturgie:
- Annabelle Köhler
- Regieassistenz:
- Falco Blome
- Inspizienz:
- Annette Reisser
Premiere am
Großes Haus
»Heiner Kondschak, der in Ofterdingen bei Tübingen lebt und den sie dort zärtlich – den Heiner von Ofterdingen nennen, hat aus Robert Zimmermann eine Bühnenfigur gemacht, nein: viele, viele Bühnenfiguren, denn der echte, der wirkliche Bob Dylan ist bis heute ein Rätsel, aber ein sehr menschliches. Denn das vor allem bieten diese kurzweiligen drei Musical-Stunden: die Geschichte eines kunstsinnigen, ab und zu recht durchgeknallten, intelligenten Zeitgenossen. […]
Heiner Kondschak, der selbst Gitarre, Mandoline, Sopraninosaxophon und Klavier spielt, macht daraus eine Revue mit Kultfaktor, denn die Schauspieler sind allesamt Musiker und die Musiker sind Schauspieler – oder tun sie nur so? Ist das Band-Ich ein anderes als das Schauspieler-Ich? Eine elfköpfige Kapelle jedenfalls, eine, wenn man so will: Varietétruppe, eine Zirkusrotte, in der alle alles machen und auch können: posaunen, trompeten, brüllen, singen, Kraussellfahren, malen, telefonieren – ein: Vergnügen, großartig! – aber mit Tiefgang.«