Wie viel Kohlenmunk-Peter steckt in Ihnen?

Probenstart für Wilhelm Hauffs Zaubermärchen »Das kalte Herz«

Wilhelm Hauffs 1827 geschriebenes Zaubermärchen »Das kalte Herz« dreht sich um die knallharten Spielregeln des Kapitalismus, ist aber erzählerisch angesiedelt in einer Zeit der beginnenden Industrialisierung. Nun kommt es im Bühnenbild von Agnes Hamvas auf die Große Bühne des Stadttheaters. »Ich mag es sehr, bekannte Motive oder Geschichten neu zu interpretieren, die Brücke zum Heute zu ziehen und zu fragen: Inwieweit ist der Text für uns heute relevant?«, sagt Regisseurin Katja Wachter. »Welche Berührungspunkte ergeben sich aus einer Geschichte, die zeitlich und örtlich sehr spezifisch verankert ist, mit dem globalisierten Menschen von heute?«

Im Mittelpunkt steht der Kohlenmunk-Peter. Und der hat kein Herz. Stattdessen trägt er einen kalten Stein in der Brust. Um der bitteren Armut eines Köhlers zu entkommen, ging er einen Pakt mit dem Bösen ein. Mit seinem Herz aus Stein macht Peter Karriere und kehrt als profitabler Unternehmer zurück…

Peter Munk steht laut Katja Wachter »exemplarisch für alle von uns, die ihre moralischen Skrupel über Bord werfen für die persönliche Bereicherung, für den kurzfristigen, schnellen Profit ohne Rücksicht auf die Zerstörung, die sie hinterlassen«. Denn: »Es geht viel um die Zurückdrängung der Natur, ganz wörtlich genommen, und auch um ein Zurückdrängen des Natürlichen, Organischen.« Wie im Märchen das organische Herz durch etwas Anorganisches ersetzt wird, so ersetzen wir der Regisseurin zufolge immer mehr dieses Organische, letztlich uns selbst, durch Maschinen und Technologien. »Effizienz, Ökonomie, Automatisierung sind die Schlagworte der immer schneller werdenden Geldmaschinerie.«

Premiere: »Das kalte Herz« • Samstag, 02. Dezember • 19:30 Uhr • Großes Haus